Molecular Informatics geht von der Idee aus, dass der menschliche Körper sowohl aus abstrakter Information besteht, die visuell darstellbar ist, als auch ein Interface ist, das unabhängig von der eigenen Subjektivität existiert und die Umgebung wahrnimmt und gleichzeitig beeinflusst. Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Denkraum, der zwischen Objekt und Betrachter besteht und benutzt dazu Auge und Ohr als Inter-Medien, die beide Entitäten verknüpfen. Fehlt der Mensch als Bestandteil, existiert das ganze System nicht. In Molecular Informatics ist das Auge das Interface, seine Bewegungen werden von einer Kamera registriert, in Daten umgerechnet und in einer animierten Grafik dargestellt: Die Trajektion des Blickes wird in der Projektion als eine Kette von Molekülen visualisiert und findet ihre auditive Entsprechung durch eine Abfolge von Tönen. Zwei Besucher, die sich gegenübersitzen, können sowohl die Spur ihres eigenen Blickes, als auch die Blickspur des anderen wahrnehmen. Zwar ist eine Steuerung des Blickes bis zu einem gewissen Grad möglich, doch versucht man den Blick zu fixieren, setzt automatisch eine nicht kontrollierbare Pupille bewegung ein: Ein permanenter Wechsel von Kontrolle und Kontrollverlust vollzieht sich. Die Besucher erleben in dieser Unkontrollierbarkeit der affektiven Augenreaktion die Unabhängigkeit ihres Körpers vom Willen. Das Sehen wird zum Anlass und Movens des Blickes, und die Spur des Blickes eröffnet sich nicht nur dem Auge, sondern auch dem Ohr. Distanzen, Überlagerungen und Kollisionen der Blicke werden als Klangereignisse hörbar. Auf diese Weise überlagert sich im Erleben der Installation die schauende Reflexion über den eigenen Blick mit der des anderen.