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Die transmediale schafft einen Raum für die kritische Reflexion kultureller Transformation aus einer postdigitalen Perspektive heraus. Das Festival für Kunst und digitale Kultur bringt seit mehr als 30 Jahren internationale Künstler*innen, Forscher*innen, Aktivist*innen und Denker*innen zusammen, um in der Verschränkung unterschiedlicher Genres und kuratorischer Formen neue Sichtweisen auf unsere technologische Zeit zu entwickeln.

  • Seit 1973 stellen Videoarbeiten einen integralen Bestandteil des Internationalen Forums des Jungen Films der Internationalen Filmfestspiele Berlin dar. Nachdem das Forum 1987 beschlossen hatte, seine Video- und Videokunst-Vorführungen beinahe vollständig einzustellen, präsentierte die unabhängige Produktionsgruppe MedienOperative unter dem Namen VideoFilmFest ihr eigenes Programm, um die wachsende Bedeutung und Vielfalt der Videokunst hervorzuheben.

  • Bereits im zweiten Jahr seines Bestehens war das VideoFest ‘89 das größte europäische Video-Festival. Es widmete sich dem Video als junger Kunstform, die immer schon eine Reaktion auf die „schöne neue Welt“ der hochtechnisierten Massengesellschaft mit ihren Computern, Kernkraftwerken, zerstörten Landschaften und vereinsamten Individuen war. Video wird sich deshalb immer von Film unterscheiden – es bleibt sperrig, verspielt und angreifbar.

  • Schon nach kurzer Zeit hatte sich das VideoFest zu einem der wichtigsten internationalen Video-Festivals entwickelt. Das VideoFest ‘90 präsentierte Arbeiten zwischen Videokunst und -dokumentation; Anspruch war es, videospezifische Umsetzungen dokumentarischer Produktionen herauszustellen.

  • Die Ausrichtung des VideoFests ‘91 war kantiger geworden: Im Programm fanden sich mehr Arbeiten, die formal und inhaltlich Irritationen schaffen, mehr Dokumentationen, die sich um formsprachliche Innovation und aufregende Inhalte bemühen; mehr Videos, die mit künstlerischen Mitteln soziale und politische Themen in ungewöhnlicher Weise reflektieren.

  • Auch das VideoFest ‘92 hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Entwicklung der internationalen Videokultur zu spiegeln und den Reichtum all ihrer Genres zu repräsentieren – sei es bei Produktionen, Skulpturen oder grenzüberschreitenden Bereichen wie interaktiven Medien oder Computeranimation.

  • Eine neue Ausgabe, ein verändertes Gesicht: Das VideoFest ‘93 legte mit dem neuen Programm AKZENTE einen Fokus auf die Videokulturen Frankreichs und Lateinamerikas. Video satt: anders als Film, anders als Fernsehen – manchmal irritierend, aber niemals langweilig.

  • Das siebte Jahr, das landläufig als das „verflixte“ gilt – davon konnte beim VideoFest ‘94 keine Rede sein. In einer Zeit, in der die Berührungspunkte von Video und Fernsehen immer wichtiger geworden waren, zeigte das Programm ungewöhnliche Fernsehproduktionen sowie Bänder, die sich kritisch am kommerziellen Medium rieben.

  • Das VideoFest '95 warf einen Blick über den Tellerrand und beschäftigte sich ausführlich damit, was sich hinter dem neuen Zauberwort Multimedia verbarg – konzentriert auf Künstlerisches auf CD-ROM und im Internet. Das Programm umfasste Vorführungen, Diskussionen, Workshops und eine Ausstellung.

  • Technologische Entwicklungen wuchsen mit exponentieller Geschwindigkeit, die elektronische Kunst sollte bald der digitalen weichen: Um dieser Entwicklung gerecht zu werden, hatte sich das VideoFest ‘96 neu strukturiert und stellte nicht nur Video, sondern auch Fernsehen und Multimedia in den Fokus.

  • Zum zehnjährigen Jubiläum trat das VideoFest unter dem neuen Namen transmedia ‘97 auf. Multimedia, innovatives Fernsehen und Video bildeten erneut den Schwerpunkt des Festivalgeschehens. Zusätzlich wurden auch für diese Medienterritorien relevante technologische Entwicklungen sowie philosophische Diskurse in das Programm eingebunden.

  • Zum ersten Mal in seiner Geschichte stand das Festival unter einem Motto: Bestandsaufnahme Sehen. Die transmediale ‘98 zog Bilanz, was uns das Fernsehen und all die neuen Medien bislang gebracht haben.

  • Mit dem Untertitel „international media arts festival berlin“ lud die transmediale ‘99 Künstler_innen, Wissenschaftler_innen und kommerzielle Produzent_innen ein, um digitale Welten und Wesen in Film, Video und Spiel vorzustellen. Ziel war es, die Unterhaltungsindustrie als spannendes Experimentierfeld von Kunst, Design und moderner Technik zu erkunden.

  • Die Jahrtausendwende: Die ganze Welt spekulierte darauf, dass Computer abstürzen und die Welt ihrem Untergang näher kommt. Die transmediale 2000 dokumentierte die sich wandelnde künstlerische Praxis in einer medientechnologisch orientierten Kultur zum Beginn des neuen Jahrtausends.

  • Aus passiven Medienkonsument_innen wollte die transmediale.01 DIY aktive Produzent_innen machen: Sie betonte die emanzipatorische Tendenz des Selbermachens in der digitalen Kultur und bot ein hochkarätig besetztes Forum für die Auseinandersetzung mit neuen Formen künstlerischer und gesellschaftlicher Partizipation.

  • Der Ausdruck „go public“ bezeichnet in der New Economy den Börsengang einer Firma. Ursprünglich wurde darunter ganz allgemein die Veröffentlichung von Informationen verstanden. Die transmediale.02 go public! war eine Aufforderung an Künstler_innen und Besucher_innen, kreative Ideen für den öffentlichen Raum im digitalen Zeitalter zu entwickeln.

  • Konzipiert als Gegengewicht zu ökonomischen und militärischen Formen der Globalisierung, präsentierte sich die transmediale.03 PLAY GLOBAL! als künstlerischer „global player“: Mithilfe von künstlerisch-kritischen Strategien sollten ironische, humorvolle und vor allem auch spielerische Ideen zum Umgang mit der Globalisierung gefunden werden.

  • Die transmediale.04 FLY UTOPIA! beschäftigte sich mit den Hoffnungen, die sich an die scheinbar unendlichen Möglichkeiten des Medienzeitalters knüpften – und mit der Hoffnungslosigkeit einer vollständig technologisierten, entkulturalisierten Gesellschaft, zerrissen durch globale Konflikte.

  • Die transmediale.05 BASICS untersuchte die ästhetischen und ethischen Grundlagen, auf denen künstlerische Arbeit mit digitalen Technologien in einer hyper-potenziellen Kultur fußt. Das Festival stellte darum Modelle künstlerischer Praxis vor, deren Ethik nicht auf tradierten Wertesystemen, sondern auf der Aneignung einer extremen und widersprüchlichen Gegenwart basiert.

  • Die transmediale.06 REALITY ADDICTS stellte den realen Mensch, Bild und Wort, Kultur und Natur in den Fokus. Dabei versuchte das Festival, unsere durch Medientechnologien erzeugte Wirklichkeit mit künstlerischen Strategien zu unterlaufen.

  • Die transmediale.07 unfinish! widmete sich menschlichem Handeln und künstlerischer Praxis zwischen Offenheit, Endlichkeit und Abschließung. Denn „unfinish!” ist nicht nur Schlachtruf, sondern auch Fluch der Arbeit mit digitalen Medien, die keinen Abschluss, sondern nur aufeinanderfolgende Versionen kennt.

  • Die transmediale.08 CONSPIRE... erkundete dubiose Welten, zweideutige Erzählungen und undurchsichtige Prozesse der Meinungsbildung. Das Festival warf einen kritischen Blick auf die Mittel kreativ-konspirativer Strategien, die das Potenzial für die Entwicklung neuer digitaler Ausdrucksformen hatten.

  • Die transmediale.09 DEEP NORTH konzentrierte sich auf die Auswirkungen der anstehenden globalen Transformationsprozesse – dem Überschreiten eines „Point of no return“, das sich mit dem Fall der Berliner Mauer vor 20 Jahren vergleichen lässt.

  • Auf der Suche nach neuen Entwürfen für die Zukunft: Die transmediale.10 FUTURITY NOW! fragte nicht danach, was die Zukunft für uns bereit hält – sondern was wir uns eigentlich für die Zukunft überlegt haben.

  • Die transmediale.11 RESPONSE:ABILITY richtete den Blick auf einen neuen Echtzeit-Lebensraum, in dem wir ununterbrochener digitaler Stimulation ausgesetzt sind, und rief zur gemeinsamen Reflexion darüber auf, wie wir heute im und mit dem Internet leben.

  • Inkompatibilität bezeichnet den Zustand, wenn Dinge nicht reibungslos miteinander funktionieren. Die transmediale 2k+12 in/compatible untersuchte die produktiven und destruktiven Seiten der Inkompatibilität als fundamentale Voraussetzung kultureller Produktion.

  • Der Ausdruck „BWPWAP“ (Back When Pluto Was a Planet) beschreibt Dinge, die sich vor Kurzem schnell verändert haben. Die transmediale 2013 BWPWAP wollte zeigen, dass diese Klassifizierungskrise einen Raum für kulturelle Aushandlungsprozesse und künstlerische Interventionen eröffnen kann.

  • Die transmediale 2014 afterglow erkundete, wie in der postdigitalen Gegenwart einstige Schätze des mediatisierten Lebens zu Müll werden. Das Festival begriff den „Afterglow“ des Digitalen als Chance, neue spekulative Praktiken zu entwickeln.

  • Wie sieht die Zukunft von Arbeit, Spiel und Leben durch den „Black Mirror“ von Daten aus? Wie werden sich unsere quantifizierten Lebensstrukturen entwickeln? Die transmediale 2015 CAPTURE ALL thematisierte unser Verständnis gegenüber einer Kultur, die von Messungs- und Automatisierungsabläufen geprägt ist.

  • 2016 wurde die transmediale/conversationpiece zu einer Plattform für intensiven Austausch, Stimmengewirr und Umbrüche. Dabei zielte sie darauf ab, idealisierte Aspekte des Lebens im digitalen Kapitalismus dialogisch zu hinterfragen.

  • Unter dem Titel ever elusive feierte die transmediale ihr 30-jähriges Bestehen. Im Kontext von sich ständig verändernden Medienkulturen beschäftigte sich ever elusive im Dialog mit der Vergangenheit mit den dazugehörigen kontinuierlichen Verschiebungen.

  • transmediale 2018 face value lotete neue Möglichkeiten aus, sich der alarmierenden Entwicklung eines digitalen Populismus, der Radikalisierung der Netzkultur und neuen Kulturkämpfen zu widersetzen und diese zu dekonstruieren.

  • Die transmediale 2019 beschäftigt sich damit, wie Gefühle zu Objekten technologischen Designs gemacht werden und stellt die Frage, welche Rolle Emotionen und Empathie in der digitalen Kultur spielen. Eine der Schlüsselfragen der nächsten Festivalausgabe ist „What moves you?“. Sie bezieht sich damit nicht nur auf eine emotionale Reaktion, sondern auch auf die Infrastrukturen und Ästhetiken, die bestimmen, auf welche Art und Weise Affekt heute als politische Kraft instrumentalisiert wird.

  • transmediale 2020 End to End bewertet die Rolle von Netzwerken als technologische, soziale und künstlerische Infrastruktur und ihre Grenzen neu. Im Mittelpunkt stehen potenzielle Entwicklungen der Netzwerkgesellschaft - und die Frage, wie eine Zukunft jenseits davon aussehen könnte.

Geschichte

Ursprünglich 1988 als VideoFilmFest im Rahmen des Internationalen Forums des Jungen Films der Berlinale gegründet, verlagerte das Festival im Lauf der Zeit seinen Fokus von der Videokultur auf einen kritischen und künstlerischen Dialog mit Fernsehen und Multimedia. Im Laufe seiner mehr als 30-jährigen Geschichte entwickelte es sich mit der Mediengeschichte und wurde schließlich als transmediale zu einer der führenden Plattformen für Kunst und digitale Kultur. Geschichte