Soziale Ungleichheit, Verletzung der Menschenrechte, Migration und neoliberale Kolonialpolitik – all das sind keine Störungen, sondern fester Bestandteil der Funktionslogik moderner Gesellschaften. Wie könnte die Zukunft jenseits einer solchen neoliberalen Realität aussehen? Marina Gržinić und Sebastjan Leban von Re-Articulacija laden Sie zu einer gemeinsamen Recherche ein und diskutieren mit Ihnen Alternativen zum globalen Prozess von Kontrolle, Zensur, Evakuierung und Enteignung. Gäste sind: die Philosophen Madina Tlostanova und Šefik Seki Tatlić.

Marina Gržinić
Enviromental catastrophe - A culmination of capital deregulation and privatization processes!
Hinter den allgegenwärtigen Katastrophenszenarien verbirgt sich eine tiefgehende Funktionsstörung des Finanzund Kapitalmarkt: Nicht erschlossene Rohstoffquellen werden mit spekulativen und unberechenbaren Strategien erschlossen und gehandelt. Als Folge dieser Verzerrung werden Kategorien wie Umwelt und natürliche Ressourcen vollständig instrumentalisiert und privatisiert.

Sebastjan Leban
Rethinking the future: Politics of exterminations
Wachsende Armut und soziale Ungleichheit, sind eng verbunden mit der Umweltpolitik, die neben dem globalen Wirtschaftsmarkt und kapitalkolonialer Expansion zu einem dominanten Regulierungsinstrument geworden sind. Unsere Gegenwart ist gezeichnet durch eine Politik der Deregulierung, die sich künstlich am Leben hält. Diese nekrophile Wirtschaftspolitik provoziert extreme Lebensbedingungen und wird weitere Opfer fordern.

Šefik Seki Tatlić
The Vice of the Democratic Man
Die wirtschaftliche Monopolisierung über die Idee der Gleichheit zu stellen, bedeutet lediglich die Gleichheit als Ware; es bedeutet, Solidarität nur als Hindernis für den persönlichen Erfolg zu betrachten; Freiheit ist dann nicht mehr als die Freiheit, in diese nekrophile Begeisterung einzustimmen, die alles Denken außerhalb der neoliberalen Ordnung negiert.

Madina Tlostanova
Re(dis)articulating the Myth of Modernity through the De-colonial Perspective
Die Umweltzerstörung ist auch eine Folge der Kolonialpolitik und verweist auf die Schattenseite der europäischen Moderne. Auch wenn der koloniale, administrative Apparat längst aufgelöst wurde, wirken diese Machtstrukturen noch immer nach. Sie prägen unsere soziokulturelle Wahrnehmung, beeinflussen intersubjektive Beziehungen, Wissensproduktion, kulturelle Muster und weitere Aspekte des modernen Lebens.