Free Culture Incubator No 10 - Formsache
Free Culture Incubator No 10 - Formsache
Formsache: Gründungsszenarien für kreative Organisationen
„Ich hab da ein Projekt…“ – so beginnen viele Geschichten rund um selbständige, kreative Arbeit. Kulturelle Organisationsformen entstehen selten auf Basis einer strategischen Überlegung, sondern bilden sich meist um aktuelle Projektbedürfnisse herum. Teams finden sich für begrenzte Zeit zusammen, trennen sich wieder oder gehen in Netzwerken auf. Gelder fließen mal privat, mal von öffentlicher Hand und manchmal auch gar nicht. Wie schafft man es, in dieser Dynamik überhaupt eine nachhaltige Struktur aufzubauen? Welche Organisationsmodelle machen im Kunst- und Kulturbetrieb unter welchen Voraussetzungen Sinn? Und was sind die Konsequenzen aus den verschiedenen Modellen? In diesem halbtägigen Workshop werden wir drei verschiedene Ansätze vorstellen und im Detail besprechen: Firmen, Netzwerke und Vereine.
Der Workshop richtet sich an Kulturarbeiter, Freiberufler, Unternehmer oder Netzwerk-Aktivisten. Wir werden uns im Besonderen auf Gründungsszenarien, rechtliche Konsequenzen und praktische Aspekte des Tagesgeschäfts fokussieren.
// Moderatoren & Referenten:
• Jan Froehlich, Rechtsanwalt, LL.M. (University of London), Fachanwalt für Informationstechnologierecht & Gewerblichen Rechtschutz. Lehrbeauftragter an der Universität der Künste Berlin für den Fachbereich „Kuratieren“.
• Ela Kagel, Freie Kuratorin und Produzentin. Gründerin des Supermarkt – Free Culture Department Store.
• Dirk Kiefer, Ansprechpartner für Berlin & Brandenburg des Kompetenzzentrums Kultur-und Kreativwirtschaft des Bundes.
Ort: Universität der Künste Berlin, Career & Transfer Service Center, Einsteinufer 43-53, Auditorium.
Datum: Freitag, 14. Oktober 2011, 13-18 Uhr
> Der Workshop wird auf Deutsch stattfinden!
// Zur Organisation des Workshops:
Passend zu den 3 Organisationsformen Unternehmen, Verein und Netzwerk werden wir den Workshop rund um die nachfolgenden Userstories aufbauen. Wir bitten alle Teilnehmer sich bereits bei der Anmeldung für eine der drei Arbeitsgruppen anzumelden. Selbstverständlich werden wir die Ergebnisse aus allen drei Gruppen in einer gemeinsamen Runde besprechen und wir haben auch genug Zeit für eine ausführliche Fragerunde zu den verschiedenen Rechtsformen eingeplant.
Use Case 1: IT Start-up
3 junge Programmierer und Kameraleute entwickeln gemeinsam die Idee, ein Livestreaming TV Studio auf die Beine zu stellen. Jeder bringt unterschiedliche Technologien, Hardware und Know-How mit ein. Wenn das Team alle Ressourcen zusammenlegt, haben sie eine realistische Grundlage für ihre Geschäftsidee. Sie haben auch bereits eine geeignete Immobilie, die sie für den Aufbau des Studios anmieten würden. Es kommen auch schon die ersten Aufträge herein, die das Team derzeit noch als ein Verbund von Einzelunternehmern ausführt. Sie planen jedoch, nach der Gründung alle geschäftlichen Aktivitäten unter dem Dach der gemeinsamen Firma abzuwickeln.
Folgende wichtige Fragen gibt es zu klären:
• Welche Art von Unternehmen kommt in Frage? Was sind die Anforderungen für die Gründung?
• Wie wird festgehalten, was jeder in die Firma einbringt?
• Wie sieht es mit der Gewinnverteilung aus?
• Wie skalierbar kann das Unternehmen sein (im Hinblick auf evtl. weitere Partner in der Zukunft, Wachstum etc.)?
Use Case 2: Kunstverein
Eine Gruppe befreundeter Künstler plant eine Serie von gemeinsamen Ausstellungen mit Partnern aus dem europäischen Ausland. Die Finanzierung des Vorhabens soll durch Förderanträge zustande kommen. Sie beschließen, einen Verein zu gründen, um über dieses Instrument Fördermittel zu akquirieren. Während der Planungen wird klar, dass bei den Ausstellungen auch Einnahmen erzielt werden soll, etwa durch Verkäufe von Werken. Es wird beschlossen, zwei Personen aus der Gruppe als verantwortlich Handelnde zu benennen, die den Großteil ihrer Zeit in das Vorhaben investieren würden. Die anderen wollen jedoch auch mitreden können. Gemeinsam suchen sie nach der geeigneten Rechtsform, um ihr Vorhaben möglichst schnell auf den Weg zu bringen.
Dies sind für die Gruppe die entscheidenden Fragen:
• Soll der Verein gemeinnützig werden oder nicht? Was sind die Vor-und Nachteile?
• Wie sehen die Formen der Mitbestimmung und Verantwortung im Verein konkret aus?
• Wie geht man mit Gewinnen um, bzw. kann man im Verein Gehälter auszahlen?
• Wie gründet man einen Verein und wie lange dauert das?
Use Case 3: Netzwerk
Über eine Online-Mailingliste ist in den letzten Jahren ein stabiles Netzwerk aus Medienaktivisten weltweit entstanden. Die Community ist auf die Initiative eines Medienforschers in den USA entstanden und hat mittlerweile verschiedene Nodes in 23 Ländern. Unter dem Namen des Online-Netzwerks veranstalten die lokalen Nodes alle möglichen Events. Es gibt keine spezifische Organisationsform und innerhalb des Netzwerks auch keine Hierarchien. Die aktivsten Mitglieder haben die stärkste Entscheidungsgewalt, etwa wenn es darum geht dass ein neue Stadt einen lokalen Node eröffnen will. Dem Netzwerk fallen diverse Kosten an, wie beispielsweise für Mailserver und Website. Außerdem ist geplant, einmal im Jahr ein Treffen für das gesamte Netzwerk in einem der 23 Länder zu machen. Dafür müssen Gelder akquiriert und ein Organisations-Komitee zusammengestellt werden. Auf der Mailingliste werden mögliche Organisationsmodelle diskutiert, aber es ist schwierig zu einem Konsens zu kommen. Jedes Land hat schließlich eigene Rechtsformen und organisatorische Möglichkeiten. Wie findet man hier einen Konsens?
Die folgenden Fragen stehen hier im Mittelpunkt:
• Wie kann man in einem dezentralen Netzwerk Verantwortliche bestimmen und Organisationsstrukturen aufbauen?
• Kann ein internationales Netzwerk überhaupt irgendeine Rechtsform haben und wenn ja, welche?
• Wie sieht eine solche Organisation auf der praktischen Ebene aus? (Finanzierung, Kommunikation, Corporate Identity etc.)
• Wie nachhaltig kann ein Netzwerk sein? Oder wie lange kann ein Netzwerk als solches existieren?
// Zum zeitlichen & organisatorischen Ablauf:
12:45-13:00 – Ankommen
13:00-13:30 – Vorstellungsrunde & Einführung für alle
13:30-14:15 – Drei Arbeitsgruppen (auf Basis der Use Cases)
14:15-15:15 – Expertensessions mit jeder Gruppe zu den Themenkreisen Recht, Wirtschaft, Organisation
15:15-15:45 – Pause
15:45-16:30 – Vorstellung der Ergebnisse der 3 Arbeitsgruppen
16:30-18:00 – Fragen & Antworten, offene Diskussion
18:00 – Ende der Veranstaltung
>> Und hier geht es zur Registrierung.
Partner der FCI Workshopserie: Kompetenzzentrum Kultur-und Kreativwirtschaft des Bundes