Appropriate and Accelerate - Art Under Algorithmic Pressure
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Conference Stream Work
Der Künstler kann seit der Renaissance als Prototyp des Kapitalisten, eines Self-Made Man verstanden werden. Der Künstler als selbstständiger Unternehmer, der einen Wert erzeugt, der über den reinen Warenwert hinausgeht, der einen so genannten ideellen Wert schafft, ist der Künstler der Renaissance. Der Künstler des Barocks ist der Künstler, der der herrschenden Elite die Welt nach ihren Vorstellungen gestaltet und entfaltet. Der Künstler der Moderne möchte sich nicht mehr vom Architekten oder Designer unterscheiden, er verschmilzt in der Factory die Warenwelt mit individueller Romantik zu einem für die Massen unwiderstehlichen Amalgam. Die heutige Netzwerk - Informationsgesellschaft, angetrieben von einem neuartigen Material, den Daten, erwartet einen neuen Typus von Künstler – einen Künstler, der diesem Material eine Form gibt, es modelliert und dabei auf seine gesellschaftliche Bedeutung hin befragt.
Die Idee von einem genialischen Künstler-Autor, der unbezahlbare Originale erschafft, um eine kleine Gruppe zu unterhalten, kann sich in unserer Zeit nur noch als schwacher Schatten ihrer selbst halten. Wenn die heutige Welt vollständig berechnet und algorithmisch verwaltet wird, welche Aufgaben und welche Rolle können die Künstler dann noch erfüllen? Welche Idee von Kunst bleibt uns unter dem beschleunigten Zusammenfallen von Produktion, Distribution und Rezeption in der Netzwerkgesellschaft?
Die künstlerischen Positionen der Panellisten reflektieren diese Fragen in dem z.B. Kunst mit dem Leben und der Körper mit seinen Daten zu einer Business-Einheit verknüpft werden oder in dem auch in der künstlerischen Arbeit die Produktionsweise der Netzwerkgesellschaft und deren algorithmischen Kultur übernommen wird.