Unsere Erfahrungswelt wird maßgeblich von Technologien geprägt: Internet und Mobiltelefonie verändern soziale Beziehungen, Robotik revolutioniert die Industrieproduktion, während Biotechnologie ein neues Verhältnis zu Natur und Körper erzeugt. Obwohl technische Apparate zunehmende Einflussmöglichkelten und Sicherheit versprechen, erleben wir wachsende Orientierungslosigkeit: Die ethische Frage, was man tun soll und wofür man Verantwortung übernehmen kann, wird überlagert von einer immensen Vielfalt an Optionen. Denn die Regeln, die politisches wie persönliches Handeln bestimmen, sind stets neuen Paradoxien unterworfen. Während der Rückbezug auf ,alte Werte' eingefordert wird, um der allgemeinen Demoralisierung zu entgehen, werden zugleich die gesellschaftlichen und technologischen Rahmenbedingungen so radikal verändert, dass ein solches Zurück unmöglich geworden ist.
Technologien eröffnen Handlungsfelder und bieten die Schnittstellen, an denen persönliche und gemeinsame Wirklichkeiten gestaltet werden können, die jedoch zugleich Ausschlussmechanismen konstruieren. Um sich aber die gestalterischen Potenziale aneignen zu können, muss man die ethischen und ästhetischen Auswirkungen der verwendeten Technologien ebenso kennen wie ihre Grenzen.

transmediale.05 fragt nach den BASICS künstlerischer Arbeit mit digitalen Technologien. Sie untersucht die ästhetischen und ethischen Grundlagen einer überdrehten, hyper-potenziellen Kultur und stellt Modelle künstlerischer Praxis vor, deren Ethik nicht auf vergangenen Wertesystemen, sondern auf der Aneignung einer extremen und widersprüchlichen Gegenwart basiert.