LYNN HERSHMAN: Eine retrospektive Sicht medialer Strategien

LYNN HERSHMAN: Eine retrospektive Sicht medialer Strategien

Date: 
17.02.1998 12:00
Edition: 
1998
Format: 
Presentation
Location: 
Podewil

Lynn Hershman ist eine der einfluß­ reichsten Medienkünstlerinnen unserer Zeit, deren künstlerisches Arbeitsfeld von frühen konzeptuellen Werken und Per- formances über Fotografie-Collagen, Videobänder, Fernseh- und Filmproduk­ tionen hin zu interaktiven Installationen reicht. Ihr Werk läßt sich auf keine einzel­ ne Gattung reduzieren. 1995 mit dem Medienkunstpreis von Siemens und ZKM ausgezeichnet, steht das gesamte Schaffen der Künstlerin wegweisend für ein Kon­ zept grenzüberschreitender medialer Stra­ tegien sowie für eine pionierhafte expe­ rimentelle Untersuchung neuerTechno- logien. Lynn Hershman glaubt an die Potentiale der Medien, aber verbindet sie immer wieder mit bohrenden Fragen nach Geschlecht und Identität, Geschich­ te und Medienrealität. Frauen stehen immer wieder im Mittelpunkt ihres künst­ lerischen Werks, doch geht ihr Ansatz weit über feministische Thesen hinaus. Der Körper und das Bild vom Körper, die Kritik medialer Repräsentation generell und die Konstruktion unserer Wahrneh­ mung sind zentrale Themen. Lynn Hershman spricht hier gerne von ihren Schaffensperioden„B.C.", übersetzt als„Before Computers", und„A.D." über­ setzt als„After Digital".Was diese augen­ zwinkernde Kategorisierung für ihrWerk bedeutet, diese Frage bietet eine Art roten Faden durch ein Netzwerk unter­ schiedlichster Arbeiten. Die zweiteilige Präsentation wird sich zuerst den Arbei­ ten widmen, die sich unter dem Stich- wort„Konzepte-Performances-lnterakti- vität" bündeln lassen. Der zweite Teil soll besonders Lynn Hershmans Videobän­ dern und ihrer Entdeckung von Video als „alternativem Raum" gewidmet sein. „Als sich die Sprache des Mediums Video formierte,fand ich meine Ausdrucks­ mittel." Von den Anfängen Ende der 70er Jahre und den inzwischen über 10 Jahre ge­ führten „Elektronischen Tagebüchern" der 80er und 90er bis zu den neuesten Fernsehproduktionen zieht sich ihre Gratwanderung zwischen Dokumenta­ tion und Inszenierung, eigener und fremder Geschichte. Die letzten Jahre sind für Lynn Hershman eine extrem produktive Zeit gewesen. Die vor allem in Europa zunehmend breiter werdende Anerkennung Ihrer Arbeiten gaben ihr die Möglichkeit, aufwendigere Projekte mit Hilfe von Fernsehanstalten (ZDF und ARTE) sowie Museen zu realisieren. Ihre eigene Biografie tritt mehr und mehr in den Hintergrund und macht einer brei­ ten Recherche zu den Implikationen technologischer und gesellschaftlicher Entwicklungen Platz.
Den Schluß bildet ein Blick auf die künst­ lerische Umsetzung neuer Produktions­ methoden für ihren ersten Feature Film „Conceiving Ada", der auf dem Berliner Filmfestival uraufgeführt wird.
„The Making of..." bietet Anlaß zu einem Exkurs ins 19. Jahrhundert anhand der Geschichte der Ada Lovelace, Lord Byrons Tochter und geniale Ideengebe- rin und Wegbereiterin jeglicher Compu­ terprogrammierung. Ein Vierteljahrhundert künstlerischer Produktion ist nicht leicht zusammenzu­ fassen, vor allem nicht, wenn es sich um ortsgebundene,flüchtige Installationen oder konzeptuelle Performances oder Events handelt, die ebenso flüchtig dokumentiert sind,z.B.„The Floating Museum", ein Projekt in Zusammenar­ beit mit Kollegen wie Cindy Sherman oderGordon Matta-Clark. Warum ist „Lorna", die erste interaktive künstleri­ sche Videodisk von 1983, heute noch sehens- und zeigenswert? Viele Werke haben eine beschleunigte Halbwertszeit, wenn sie sich mit der Erforschung neuer Medientechnologie auf Effekte kaprizie­ ren. Das hilflose Umherzappeln In be­ stimmten interaktiven Installationen, allein um eine audiovisuelle Reaktion des Programms zu stimulieren, verdeut­ licht dieses Problem. Bei Lynn Hershman zappelt niemand, Im Gegenteil. Ein jeder ist gebannt durch Arbeiten, die sich immer wieder kritisch mit der Position des Betrachters auseinandersetzen. Dante Hotel; Commercials For New York Hotel Rooms; Roberta; Breitmore; The Floating Museum; 25 Windows At Bonwitteller; Test; Patterns; Lorna; First Person Plural, Video Diary; Longshot; Seeing Is Believing; Desire Inc; Room of One's Own; Seduction Of A Cyborg; America's Finest; Paranoid Mirror; Clicking In; Conceiving Ada; The Making Of 'conceiving Ada'

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