Call for Works 2015

16.10.2014

Call for Works 2015

In a society ruled by algorithms, data is always at play. The drive towards the quantification of everything means that we are all contributing to a state of permanent capture of life into data. As citizens, workers and players of the networks we (often involuntarily) double as sensors for bodies of global data collection, working for the potential extraction of value everywhere and increasing the productivity of everyday life.

transmediale 2015 – Call for Works

 

In einer von Algorithmen beherrschten Gesellschaft sind Daten immer mit im Spiel. Der Drang zu einer allumfassenden Quantifizierung bedeutet, dass wir zu einer permanenten Erfassung all unserer Daten beitragen. Als Bürger, Arbeiter und Akteure in den Netzwerken sind wir – häufig unfreiwillig – nur noch Sensoren für eine weltweite Datensammlung. Wir arbeiten überall an potenzieller Wertgewinnung mit und steigern alltäglich unsere Produktivität. Arbeit und Freizeit waren im Fließbandmodell des industriellen Kapitalismus mathematisch verwertbare Dateneinheiten – heute bemerken Arbeiter kaum noch, wie sich die Arbeit in ihre Freizeit einschleicht. Ermöglicht wird dies durch (scheinbar) spielerisch auftretende Technologien und spielähnliche Mecha-nismen. Gibt es überhaupt noch Lebensstile, die sich dem Imperativ der allumfassenden Datenerfassung im digitalen Kapitalismus widersetzen oder bleibt uns nur die Möglichkeit, einfach mitzuspielen? Was gibt es für künstlerische Strategien und mögliche Ansätze, die dieses Quantifizierungsspiel nicht nach dem Schema F mitspielen? Wo gibt es Schwachpunkte und Lücken in der unermüdlichen Quantifizierung und Gamifizierung, die ausgenutzt werden können, um neue Lebenswege herauszuarbeiten?

 

Systemabstürze durch unkontrollierbare Algorithmen, ungenaue Präzisionsschläge, Folgen schlecht ausgewerteter Metadaten, die Übertragung der Biometrik eines Hundes auf die des Menschen, das Ungleichgewicht von Arbeit und Freizeit: Nicht nur die Produktivität, sondern auch die Funktionsstörungen der CAPTURE ALL-Gesellschaft entstehen aus der ständigen algorithmischen Nutzung von Daten, aus sofortigem „Datenspiel“ und aus der Illusion grenzenloser Kontrolle. Spielerische und partizi-patorische Strukturen werden bewusst ausgenutzt, um persönliche Informationen nachverfolgen, soziale Beziehungen ausnutzen und Verhaltensmuster auswerten zu können. Ereignisse der jüngsten Ver-gangenheit versorgen die Datengegenwart, um in einer endlosen Auswertungsschleife eine mögliche Zukunft vorauszusagen – das Grundprinzip einer Kontrollgesellschaft, die außer Kontrolle geraten ist.

 

Die transmediale 2015 fordert, die vorherrschende CAPTURE ALL-Logik der digitalen Kultur, die uns in unseren Möglichkeiten begrenzt und die Quantifizierung von Leben, Arbeit und Spiel unterstützt, heraus. Wir sind auf der Suche nach künstlerischen Arbeiten, kritischen Medienprojekten und spekulativer Forschung, die die Grenzen dieser Logik durchbrechen, indem sie an Schwachstellen der Datengesellschaft ansetzen und diese ausnutzen. In jeder Datenerfassung gibt es Bereiche, die sich ihr entziehen. In Anlehnung an diese Idee sucht die transmediale nach künstlerischen Beschreibungen und Antworten auf Phänomene wie Gamifizierung, Quantifizierung und Algorithmische Kontrolle und der daraus resultierenden Ununterscheidbarkeit von Leben Arbeit und Spiel. Wir begrüßen Vorschläge zu aktiven und konstruktiven (oder dekonstruktiven) Gegenaktionen wie „Miscalculation“ (Fehleinschätzungen) und „Disproportioning“ (Miss-verhältnisse), „Overidentification“ (Überidentifikation) und „Obfuscation“ (Entstellung), „Metamodeling“ und „Repurposing“ (Sinnänderung), „Acceleration“ (Beschleunigung) und „Exaggeration“ (Übertreibung), „De-Gamification“ und „Counter-Gamification“ (Gegen- Gamifizierung). Wir freuen uns auf Arbeiten, die die CAPTURE ALL-Logik überlisten, ausspielen und vertraulichere Formen des post-digitalen Lebens, der Arbeit und des Spiels entwickeln wollen.

 

Auswahlverfahren

 

Obwohl die Themen der transmediale durch ein kuratorisches Team festgelegt werden, werden die Schwerpunkte der einzelnen Programme in Zusammenhang mit den Einreichungen aus dem Call weiterentwickelt. Dadurch möchten wir einen Dialog zwischen den thematischen Ideen und der aktuellen künstlerischen Praxis herstellen. Das endgültige Festivalprogramm beinhaltet eine Mischung aus eingeladenen Teilnehmern, Projekten unserer ganzjährigen Plattform (transmediale/resource) und ausgewählten Beiträgen aus dem Call. Benachrichtigungen über die Beteiligung am Festivalprogramm können bis November 2014 andauern.

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