Dawn Shadforth

Dawn Shadforth

Date: 
18.02.2000 16:00
Edition: 
2000
Format: 
Presentation

A new talent in music Videos. Musikvideos sind nicht MTV. Diese Gleichung ist noch nie aufgegangen. Denn je mehr sich die Musikszenen und -Stile differenzieren, desto mehr ist MTV ein Distributionsme­ dium für den reinen Musikkommerz. Nichtsdestotrotz lohnt es sich immer noch in die Kanäle wie MTV und Viva hineinzuschauen und schlechte Musik und noch schlechtere Videos auszuhalten, denn hin und wieder offenbart sich plötzlich und unerwartet ein unglaubliches Stück visueller Phantasie, mit Aha-Effekten, die Augen und Ohren gründ­ lich putzen und einen nach vielleicht drei oder fünf Minuten einfach glücklich in seinem Sessel hinterlassen. Falls einem dieses wiederfährt, steckt meistens einer der Top-Musikvideo-Regisseure hinter dem erstaunlichen, Hoffnung machenden Werk. Leute wie Michel Gondry oder Chris Cunningham, Spike jonze, Jonas Äkerlund oder Pedro Romhanyi haben sich mit ihrem Einfallsreichtum und dem ihrer Pre-Postproduction-Firmen verdientermaßen an die Spitze des Clip-Geschäfts geschossen. Sie zeichnet außer ihrer Vielseitigkeit - Cunning- ham stellt da mit seiner unverwechselbaren Handschrift eine Ausnahme dar - vor ande­ ren aus, daß sie immer wieder und treffsicher zu äußerst unterschiedlichen Musikern und Musikstilen überraschende und doch passende visuelle Welt erfinden. Für eine junge Regisseurin wie Dawn Shadforth, die vom Kunststudium über Installatio­ nen und Dokumentarfilm zum Musikvideo kam, ist die Arbeit im Musikgeschäft eine Art, Geld zu verdienen, gleichzeitig die Masse zu erreichen, und die es ihr ermöglicht, die eigene Kreativität immer wieder in kurzen Produktionsphasen auszuleben und zu erfri­ schen. Shadforth, die kürzlich gleich mehrmals, zum Beispiel als Best New Director (Creative and Design Awards) ausgezeichnet wurde, variiert stilistisch innerhalb des Genres Musikvideo: Einerseits zitiert sie in „Sing it back“ von Moloko die Videoästhetik der frühen Achtziger, der sie im allgemeinen sehr verbunden zu sein scheint. Anderer­ seits gelingt ihr aber auch, zum Beispiel mit „It Won’t Be Long“ von Super_Collider durch den schnellen Wechsel der Kameradistanzen und einfache Computeranimationen die Kreation einer befremdlichen Gegenwart.

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