Depletion Design
Depletion Design
In Kultur, Umweltaktivismus und Politik ist die Rede von Erschöpfung – Depletion Design sieht im Begriff der Erschöpfung eine Möglichkeit, über die Entstehung neuer sozio-technologischer Formen und Verbindungen nachzudenken, und über die Grenzen einzelner Disziplinen und Politikfelder hinaus nach neuen Allianzen und Potenzialen zu suchen.
Uns geht die Zeit aus: Es bleibt, so heißt es, keine Zeit, Alternativen zu einer neuen Politik des Ausnahmezustands zu entwickeln, denn die Dauerkrise hat die Mittel einer Repräsentationspolitik erschöpft. Sie ist zu langsam für den Ausnahmezustand, zu unwissend in Bezug auf die tatsächliche Verteilung politischer Macht, zu fixiert auf die Reparatur von Finanzarchitekturen. Doch in diesem Zustand ständiger Erschöpfung, in dem wir zu leben, lieben und arbeiten gelernt haben, und in dem wir uns fragen, was es eigentlich heißt, uns selbst und einander am Leben zu erhalten, entstehen bereits neue individuelle und kollektive Handlungsformen. Für solche Wissensformen kann es (noch) keine Enzyklopädie geben, ein Glossar aber durchaus. Soenke Zehle und Carolin Wiedemann diskutieren Depletion Design mit Marie-Luise Angerer, Jennifer Gabrys und David M. Berry, und laden transmediale 2013-Teilnehmer dazu ein, gemeinsam über die Notwendigkeit nachzudenken, den Menschen als eine Spezies unter vielen wahrzunehmen, deren Existenz auf der Interaktion von Medien, Organismen, Wetterlagen, Ökosystemen, Gedankenmustern, Städten, Diskursen, Moden, Populationen, Verstand, Märkten, Tanznächten und Bakterienaustausch beruht (Angerer); über materielle Reste von Elektronik, die ein Umdenken provozieren und zu neuen, weniger ausbeuterischen Praktiken im Umgang mit Materialien ermutigen (Gabrys); und über Fluchtlinien von und durch Informationstechnologie, hin zu einem neuen Urteilsvermögen und einer neuen Politik (Berry).