Verlangen BWPWAP ist ein Zwischenort. Angelehnt an die Thematisierung Plutos als zur Krise führendes Element, verfolgt dieser Themenstrang die queere Idee der ungewissen Zugehörigkeit. Er erzeugt multiple Sichtweisen auf Verlangen als Möglichkeit, Identitäten und Subjektivitäten neu zu denken. Indem sie in Krisenmomenten verweilen anstatt einen Ausweg aus diesen zu suchen, stehen queere Künstler, Sexaktivisten sowie Porno-Theoretiker und -Praktiker für einen seelischen und körperlichen Zustand ein, in dem Paradigmen immer wieder neu kontextualisiert, gebildet, organisiert und Widersprüche offen gelassen werden. Vertrautes wird stets als von Verlangen durchtränkt wahrgenommen. Durch einen Entfremdungsprozess wird digitale Kultur (und die darin obsessiv praktizierte Kommunikation) dissoziiert, neu zusammengesetzt und für neue Interpretationen geöffnet. Sexuelle Dichotomien werden verdeutlicht und verwischt, Machtstrukturen offengelegt und unterwandert, während Spam, Bugs, Meme, Online-Pornografie und andere Körper-Technologien unsere Erfahrung sexuellen Verlangens verändern. Gegenüberstellungen, Dekonstruktionen, Fragmente und unerwartete Kombinationen werden zu Formen einer queeren Ausdrucksweise. Die grundlegende Frage dieses Themenstrangs bezieht sich auf Comte de Lautréamonts Definition von Schönheit als „zufällige Begegnung einer Nähmaschine und eines Regenschirms auf einem Seziertisch“. Eignet sie sich noch heute als montierende Methode, mit deren Hilfe soziale und kulturelle Praktiken experimentell erkundet und kritisch reflektiert werden könnten?