Free Culture Incubator No. 7 COLLABORATIVE CREATIVITY
Free Culture Incubator No. 7 COLLABORATIVE CREATIVITY
COLLABORATIVE CREATIVITY
Open Innovation and other Methods to Activate People & Resources
Ort: Supermarkt | Brunnenstraße 64, 13355 Berlin | von 13 bis 18 Uhr.
Mit Dominik & Simon Wind, Jonathan Imme (Until We See New Land), Nadine Freischlad (Jovoto / Social Media Week) und Ariane Jedlitschka (HAL - Hybrid Art Lab) als Referenten.
Zur Zeit sprechen alle von Open Innovation. Warum eigentlich?
Das, was wir traditionell unter "Innovation" verstehen fand bis vor einigen Jahren in geschlossenen Think Tanks bzw. Labors von großen Unternehmen statt. Angestellte, Wissenschaftler, kurz: Experten auf dem jeweiligen Fachgebiet machten sich im stillen Kämmerlein daran, Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln oder bei Bedarf zu optimieren - ohne Feedbackschleife zu den Kunden.
Mit der Verbreitung digitaler Produktionsmethoden im Internet haben sich auch ganz neue Formen von dezentralem Wissenstransfer ergeben, was sich beispielsweise in Crowdsourcing und anderen community-basierten Ansätzen zeigt. Heutzutage ist es ein bekanntes Mantra, dass innovative Ideen der entscheidende Motor für die Kultur-und Kreativwirtschaft sind. Deshalb scheint die Nachfrage nach Innovationen größer als jemals zuvor - und zwar nicht nur für große Unternehmen, sondern auch für Freelancer oder Start-ups. Die landläufige Meinung gibt allerdings vor, dass freie Kreative per se innovativ sein müssen, was den Innovationsdruck aber auch nicht gerade mindert.
Was genau versteht man unter Open Innovation?
Mit dem Begriff der "Innovation" sind viele Fragestellungen verknüpft: Wie kann man in kürzester Zeit Menschen für ein Projekt aktivieren? Wie mobilisiert man Ressourcen aller Art? Und wie kann man die gefunden Ideen schließlich draumsetzen?
Generell zielt Open Innovation, ebenso wie ähnliche Crowdsourcing-Ansätze, darauf ab die Kunden (bzw. die Community) in den Innovationsprozess mit einzubeziehen. Dadurch wird der Prozess der Ideenfindung quasi-öffentlich und basiert auf einem gemeinschaftlichen Prozess. Einer der Grundannahmen von offenen Innovationsmodellen ist die, dass Wissen und Ideen nicht allein in der jeweiligen Organisation zu finden sind, sondern "draußen" bei den Kunden, den Fans oder sogar den Mitbewerbern. Das hat dann auch gleich den Vorteil, dass die jeweilige Innovation von Anfang an ganz dicht an den Bedürfnissen der Zielgruppe entwickelt werden kann.
Damit Open Innovation überhaupt erfolgreich stattfinden kann, werden inspirierende und offene Umgebungen zum gemeinsamen Denken benötigt, und zwar für so viele Menschen wie möglich. Die daraus resultierende "Crowd" arbeitet dann gemeinschaftlich an Problemlösungen, Prototypen oder andere kreative Aufgabenstellungen. Die erfolgversprechendsten Innovationen werden dann schließlich umgesetzt, häufig auch mithilfe der Teilnehmer.
Das klingt nach einer großen Chance. Wo sind die Herausforderungen?
Open Innovation und andere communitybasierte Kreativitätstechniken werden - neben allen Lobgesängen - auch immer wieder kritisiert. Einer der großen Streitpunkte ist die Frage wem die gemeinsam erarbeitete Innovation denn letzendlich gehört: der ausschreibenden Organisation oder der sogenannten Crowd? Auch das Thema Bezahlung bzw. Teilhabe an der wirtschaftlichen Verwertung gibt immer wieder Anlass für Debatten. Andere Diskussionen kreisen um die Frage, ob und wie man wirklich langfristige Community-Beziehungen aufbauen kann. Und zwar Beziehungen, die auf Vertrauen basieren. Hinzu kommt, dass wir noch immer sehr wenig über Motivationsmanagement von disparaten Online-Teilnehmern wissen, die zu einer konstrutiven Zusammenarbeit ermuntert werden sollen. Open Innovation braucht neue Vermittlungstechniken, transparente ökonomische und eigentumsrechtliche Strukturen und eine andere Form des Community-Managements.
Was ist bei diesem Workshop passiert?
Simon Wind hat uns zunächst einen genauen Überblick über verschiedene Open Innovation Ansätze gegeben und vor allem auch die einzelnen Begriffe wie zum Beispiel 'open', 'crowdsourcing' etc. voneinander abgegrenzt. Das war schon einmal sehr hilfreich, denn so hatten wir eine gemeinsame Basis für den restlichen Verlauf des Workshops. Dann stellten sich die einzelnen Moderatoren vor und die Workshop-Runde teilte sich in drei Arbeitsgruppen auf. Jeder der Moderatoren stellte eine bestimmte Herangehensweise an das Thema vor: Simon und Dominik Wind haben mit ihrer Gruppe die Idee des 'Innovation Camp' vorgestellt. Mehr Infos dazu sind hier zu finden: http://untilweseenewland.com/action/. Nadine Freischlad arbeitete mit ihrer Gruppe an Strategien zum Aufbau einer Online-Community und Ariane Jedlitschka machte mit ihrem Team den Begriff der 'Innovation' in einer praktisch erfahrbaren Versuchsanornung deutlich. Am Ende des Workshops fanden sich alle wieder zusammen und die Ergebnisse wurden in einer gemeinsamen Schlußrunde diskutiert.
Wer hat an diesem Workshop teilgenommen?
Ganz verschiedene Menschen aus unterschiedlichsten kulturellen und kreativen Bereichen, die gerade an Innovationen arbeiten und andere in diesen Prozess einbeziehen möchten.Viele, die sich gefragt haben wie sie an ihre Zielgruppe herankommen und langfristig eine Community aufbauen können.
Worüber wurde am meisten diskutiert?
Erwartungsgemäß ging es sehr stark um die Frage, warum Menschen überhaupt bei Open Innovation-Prozessen mitmachen. Sehr oft arbeitet die 'Community' bzw. die 'Crowd' an kreativen Ideen, die dann von großen Organisationen übernommen werden. Viele Workshop-Teilnehmer haben kritisiert, dass es meist keine entsprechende Entlohnung gibt. Dennoch bleibt die Frage warum dann so viele Kreative und Künstler weltweit unbezahlt an Ideenfindungsprozessen teilnehmen? Je nach Absender geht es um eine ganz eigene Motivation: Soziales Prestige, den Wunsch ein spannendes Projekt zu unterstützen oder eine Ressource aufzubauen bzw. aufrechtzuerhalten die dann von allen genutzt werden kann. Auch der Begriff 'Innovation' wurde kritisiert, weil er im Prinzip nicht zu einer offenen Kultur passt. Auch hier gab es wieder wie so oft etliche terminologische Stolpersteine. Für etliche Teilnehmer war auch die Frage elementar wichtig, wie man denn damit nun Geld verdienen kann. Hier gab es dann immer den Verweis auf einige Crowdsourcing-Erfolgsgeschichten. Wichtig ist in dem Zusammenhang aber auch der Mehraufwand, der durch das Crowdsourcing entsteht: Zusätzliche Kommunikation, Community Management und der Anspruch an Transparenz wenn man einen kreativen Prozess öffentlich macht.
Dieser Workshop ist eine gemeinsame Veranstaltung des Free Culture Incubator / transmediale mit dem Kompetenzzentrum Kultur-und Kreativwirtschaft des Bundes.