GESCHICHTE DER COMPUTERANIMATION

GESCHICHTE DER COMPUTERANIMATION

Date: 
16.02.1998 12:00
Edition: 
1998
Format: 
Screening
Location: 
Podewil

Diese Retrospektive zur internationalen Computeranimation blickt auf einen Zeit­ raum von mehr als dreißig Jahren kreati­ ver computertechnischer Innovation zu­ rück, der einige der ersten experimentel­ len Exkurse in die Welt der Computerbil­ der umfaßt und bis in die Gegenwart mit einigen der aufregendsten und komple­ xesten Produktionen der zeitgenössischen digitalen Ästhetik reicht. Sie bietet uns zwar einen faszinierenden Einblick in die technischen Trends und Entwicklungen über die Jahre hinweg, das Programm ist jedoch im wesentlichen auf die mit Computern arbeitenden Künstler ausgerichtet und läßt die ebenfalls innovative wegwei­ sende Arbeit, die auf verschiedenen Ge­ bieten der wissenschaftlichen Darstellung und Simulation, zur Gestaltung von Fern­ sehtiteln und Werbespots oder bei Spezial­ effekten für Spielfilme geleistet worden sind,teilweise außer achtTrotz dieser offen­ sichtlich engen Definition kann man sich jedoch der Faszination nicht entziehen, die von der Vielfalt und Verschiedenartig­ keit der etwa dreißig vorgestellten Arbei­ ten ausgeht. Es sind alles Werke, die so­ wohl abstrakt und experimentell als auch allgemein zugänglich und unterhaltsam sind und deren historische Bedeutung klar an ihrem Einfluß auf die heutige Produktion gemessen werden kann.
Das Programm enthält mindestens einen Beitrag von jedem der Künstler, die eine Schlüsselrolle in der Geschichte der Com­ puteranimation gespielt haben: Dazu ge­ hören die Pioniere wie John Whitney ebenso wie andere visionäre Künstler wie Yoichiro Kawaguchi und Michel Bret,vir­ tuose Animationskünstler wie John Las- seter und Marc Caro, aber auch innovative Techniker wie William Latham und Karl Sims. Es wurden einzelne Werke ausge­ wählt, um einerseits die zugrundeliegen­ de Chronologie sinnfällig zu machen und zugleich die sehr unterschiedlichen und weit gefächerten Schaffensstränge darzu­ stellen, die die sich ständig erweiternde Computeranimation und Computer-Bild­ kunst ausmachen. Die Auswahl versucht außerdem, die sehr unterschiedlichen, oft jedoch parallelen Entwicklungen In den Arbeiten der Künstler in den Vereinigten Staaten, in Frankreich,Großbritannien, Deutschland und Japan zu berücksichti­ gen, indem signifikante Beispiele aus je­dem dieser Länder gezeigt werden. Um dieses Bild abzurunden, wurden auch an­ dere Arbeiten ausgewählt, die bestimmte Themen und Anliegen (sowohl physische als auch virtuelle, materielle als auch künst­ lerische) veranschaulichen, von denen Künstler in zunehmendem Maße ange­ zogen wurden und die näher zu unter­ suchen Computer bestens geeignet sind. Insgesamt betrachtet heißt das, daß sich die Auswahl langsam und konsequent durch die zukunftsträchtigen Arbeiten der siebziger und frühen achtziger Jahre vor­ arbeitet, bevor sie sich quantitativ und qualitativ den späten achtziger und den neunziger Jahren zuwendet.Wie im weit­ verzweigten Fächer eines Flußdeltas ist es angesichts der vielfältigen Verästelung der Kanäle und Strömungen schwierig, dem Anspruch einer linearen Chronologie gerecht zu werden. Diese Situation spie­ gelt in gewisserWeise genau die Entwick­ lung der Computertechnik in diesem Zeit­ raum wider. Nachdem eine Vorhut von Com­ puterkünstlern (bzw.von großen Firmen) diese Technik zu beherrschen gelernt hatte, fand auch in den Köpfen der Allge­ meinheit eine explosionsartige Entwick­ lung von dem Augenblick an statt, als der PC Eingang Ins öffentliche Bewußtsein gefunden hatte. Dementsprechend zollt das Programm den Veränderungen und Entwicklungen des letzten Jahrzehnts besondere Aufmerksamkeit. Die unterschiedliche Auswahl in den einzelnen Jah­ ren dieses letzten Zeitraums läßt nicht nur eine Fülle neuer Namen und neuer An­ sätze erkennen (vor allem bei Ausrüstun­ gen, die technisch wenig aufwendig und gleichzeitig kostengünstig sind), sie zei­ gen auch eine Subtilität, Komplexität und Kraft, die Gutes für die Entwicklung der Computeranimation zu einer wirklich populären Kunstform erwarten läßt. Besonders bemerkenswert ist der neue Ernst, mit dem die Themen behandelt werden und der bei einem Medium, des­ sen Triebkraft und Merkmale nur allzu oft allein in der Vorführung technologischer Neuheiten gesehen wurden, ermutigend wirkt.Während für Arbeiten, die aufgrund ihrer Bildqualität oder Ihrer reinen schwe­ relosen Inszenierung neue Wege gehen, immer Raum sein wird, ist es doch be­ merkenswert, wie viele jüngere Künstler (aus der Generation, die m it Computern aufgewachsen ist) Arbeiten vorstellen,die auf den Verstand zielen und gleichzeitig das Auge erfreuen wollen. Insbesondere die Arbeiten von John und Paul Butler und von Christopher Landreth zeichnen sich nicht nur durch ein hohes Niveau der technischen Ausführung aus,sondern auch durch ihren Flumor und ihr Selbst­ bewußtsein. In den etwa dreißig Jahren, die seit den ersten Anfängen der Compu­ teranimation vergangen sind, hat sie ihre Identität inhaltlich klar Umrissen und hat angefangen,zu sich selbst zu finden.
Steven Bode, Mike Jones. "Arabesque; Inside/outside; Growth: Mysterious Galaxy; Luxo Jr; Evolution Of Form; Particle Dreams; Durational Painting; A New Life
Tacauto; Poems Of Ernst Jandl; Nature Morte; Wanting For Bridge; Lost In Thought; Superanimism; The Garden; Ex Memoriam; Ko Kid; Stripe Box; Etres-en-tr; Variations; The City Is No Longer Safe; The End; Plastic Energy"

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