History of British Video Art

History of British Video Art

Date: 
17.02.1991 12:00
Edition: 
1991
Format: 
Screening
Location: 
Akademie der Künste (Ost)

Videokunstin GroßbritannienentstammtinpolitischerwieaesthetischerHinsichtderTraditionder bildenden Kunstund spiegelte häufig die verschiedenenzeitgenössischen Strömungen wieder, wenn auch in den medienspezifischen Parametern. Das Medium selber,seinesemiologischen Eigenarten und ideologischen Implikationen,stand am Anfang imZentrumderAuseinandersetzung-einegegen das Fernsehen gerichtete Strömung, eine Dekonstruktion auf dem Hintergrund eines modernen Formalismus. Die Künstler verdächtigten damalsdas Fernsehen als eine an 0rwells1984angelehnte Maschinerie, erkennbaretwa bei David Hall(7TVPieces, Camera Plane),Steve Partridge (Monitor 1) oder Clive Robertson (Video Sketches). Diese konsequente Reflexion und Opposition erbrachte wichtige Einsichten in die Möglichkeiten von Video außerhalb des Fernsehens. Das Potential des Mediums (Linien, Kreise, Bildschirmund Kamera) erforschtzu haben, istdas Verdienst dieser Arbeiten. In den 80ern vollzog sich ein entscheidenderWandel-die Kamera richtete sich auf die Außenwelt und derBildschirmzum Publikum.DerpolitischeSiegeszug derRechten in Großbritannien sowie die Ermüdungserscheinungen des Projekts der Moderne zwangen die Künstler zu einer stärkeren Berücksichtigung des Publikums, wasschließlich die 80erzur Dekade des Pluralismus werden ließ. Dieser Wandel ging Hand in Hand mit der rasanten Entwicklung der Videotechnologie (Schnitt, Mischung, Kameraempfindlichkeit und Videografik). Bei dem Projekt der Dekonstruktion des Fernsehens bewegten sich dieVideokünstlerhäufig im RahmenderMainstream-Kultur. Scratch Video durchbrach die Strukturen des Fernsehens wie des Kunstbetriebs. Gorilla Tapes, Duvet Brothers, George Barber plünderten diese Bereich kurzfristig aus, eine spontane Bewegung, die alle Konzepte von Autorenteam und dem Copyright aus den Angeln hob. Andererseits benutzte sie auch eine Anzahl phallischerBilder(Raketen, Explosionen,Katastrophen),diean das Spiel kleiner Jungserinnerten, die dann auch von der Pop-Industrie vereinnahmtwurden. Ein inhaltlichfundiertererBereichwardiedurch den Feminismus und die Psychoanalyse angeregte Beschäftigung mit Themen wie Geschlechterverhältnis, Subjektivität und Sprache. Kate Elwes Arbeiten thematisierten das Selbstbild, die Kindheit, Geschlecht und Sexualität auf dem Hintergrund eigener Erfahrungen. Mona Hatoum konzentrierte sich auf das Leid in ihrer Heimat Palestina. Mark Wilcox und lan Bourne verkörperten einen humorvollen Umgang mit narrativen Stücken. Judith Goddardslyrische undfeinfühlige Arbeiten gingen eine VerbindungmitneuenTechnologien ein. Eshandeltsich hiernichtum historische Fakten,esistnur eine der möglichen und zudemsehrsub- jektivenktive Geschichte der britischen Videokunst. In letzterZeithatsich die Situation dramatisch verändert. Die neuen Technologie entwickeln sich immer rasanter und statische Definitionen von Videokunstsindfragwürdig geworden. Es bestehtdie Gefahr, daß mitderzunehmenden Finanzierung derVideokunstdurch das Fernsehen auch diekritische Distanzzum Medium verloren geht. DieZukunft ist hoffentlich in den historischen Experimenten, dem affirmativen wie negativen Umgang mit dem Elektronischen Bildzu spüren. Michael Maziere, London Jan. 1991

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