Keynote Capture All_Life

Keynote Capture All_Life

Date: 
30.01.2015 18:00
Edition: 
2015
Format: 
Conference
Location: 
HKW
Auditorium

Conference Stream Life. Können wir im heutigen Datenzeitalter die Bestimmungsmacht über unsere Selbstwahrnehmung ebenso wie über Formen kollektiver Lebensgestaltung wiedererlangen?

Conference Stream Life
Tickets sind nicht mehr online, sondern nur noch am HKW-Ticketcounter erhältlich.
In deutscher Sprache (mit Simultanübersetzung ins Englische).
Kein Live-Stream.
Ermöglichen uns Technologien, die unser Leben transparenter machen sollen, mehr Autonomie in Fragen der täglichen Lebensführung oder gipfeln sie eher in einem neuen Ausmaß der Selbstausbeutung? In einem seiner seltenen Konferenzauftritte wird Byung-Chul Han, der aktuell als einer der wichtigsten Philosophen in Deutschland gilt, die Idee des “transparenten Körpers” auf ihre Tragfähigkeit hin befragen. Han identifiziert eine neue Psychopolitik als wesentlichen Teil des im Entstehen begriffenen digitalen Totalitarismus, zu dem vor allem wir als Individuen bereitwillig beitragen.
Der Weg immer weiter zunehmender Selbstoptimierung ist nicht der Weg der Aufklärung; vielmehr führt er zu einem Leben, das jeden narrativen Rahmen verloren hat und im Namen der Effizienz mehr und mehr Daten aneinanderreiht. Durch die Tendenz zum “Quantified Self” scheint sich der Mensch zwar der Selbsterkenntnis anzunähern, indem er Körperfunktionen wie Herzfrequenzen, Ernährungslevel oder sogar unbewusste Vorgänge wie Schlafmuster und Gehirnwellen trackt. Je mehr Daten wir jedoch über uns selbst sammeln, desto weniger scheinen wir uns zu kennen – auch wenn dies zunächst paradox klingen mag. So werden Introspektion und Selbsteinsicht zunehmend durch “Data Mining”- und Rechenprozesse ersetzt, die permanent ihr eigenes “digitales Unbewusstes” produzieren. Können wir im Zeitalter des “Dataismus”, das einer ökonomischen Logik der individuellen Erfassung folgt, die Bestimmungsmacht über unsere Selbstwahrnehmung ebenso wie über Formen kollektiver Lebensgestaltung wiedererlangen? Byung Chul-Han, von Zeit zu Zeit als Kulturpessimist missverstanden, geht dieser Frage beständig mit einer visionären Form von kritischem Utopismus nach – unter anderem indem er Idiotie (nach Baruch de Spinoza, Gilles Deleuze und Botho Strauss im Sinne von Unvernetztheit, Uninformiertheit, moderner Häresie) und Geheimhaltung als Strategien zur Umgehung von Macht und Kontrolle vorschlägt.

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