Künstlerstrategien

Künstlerstrategien

Date: 
12.02.1994 18:00
Edition: 
1994
Format: 
Talk
Location: 
Podewil

Der Künstler ols genialer Einzel­ gänger, als Hyper-Individualist, als romantischer Stratege - diesen Vorstellungen widerset­ zen sich Künstlergruppen. Ein Künstlerpaar (im Videobereich etwa einst Abramovic/ Ulay) läßt sich vielleicht noch als Doppel­ wesen begreifen, als Verkörpe­ rung einer Opposition oder einer Dualität. Aber das Kollektiv verweigert sich jeglichem Auto­ renbegriff. Nicht zufällig haben die mit einer Installation zum VldeoFest eingeladenen US- amerikanischen Gruppen TODT und X-PRZ jeweils ein Logo als Namen gewählt. Das Medium Video Ist auf "natür­ liche" Welse mit der Auflösung des Begriffs vom Original verbun­ den. Eine Videokopie ist nicht vom Original zu unterscheiden. Warum die beiden "Kunst-Bands" sich strategisch als anonymes Kollektiv präsentieren, welchen Stellenwert das elektronische Medium in ihrer Arbeit hatdazu werden sie Im Gespräch Stellung nehmen. ''TODT, ein altdeutsches Wort für 'ganz tot', Ist eine anonyme Gemeinschaft. Als Kollektiv von vier Künstlern Interessieren uns Objekte und Metaphern, die Machtstrukturen analysieren, Objekte aus dem militärischen, wissenschaftlichen, pornografi­ schen, medizinischen, dem ganzen technologischen Be­ reich, und dann Interessieren uns die sich damit verbindenden Widerstände. Uns interessiert nicht so sehr die Politik Im enge­ ren Sinn, sondern überhaupt das Konzept des gefundenen Ob­jekts. Das Aufregende daran Ist die Verwendung von Materialien aus unserer Umgebung, die vielleicht nicht rein amerikanisch sind, aber vieles ist charakte­ ristisch für den mittleren Westen, eine amerikanische Anhäufung von Schrottplätzen. In diesem Sinn handelt es sich auch um ein Recycling: Wie man etwas zu­ sammensetzt und bearbeitet, bis die Herkunft als gefundenes Objekt kaum noch zu spüren ist." Aus einem Interview mit TODT 1993 auf der Biennale in Venedig. What Is this thing called X-PRZ? "Unseren Arbeitsprozeß als "Kunst-Band" kann man mit einer Unterhaltung, einem vielfältigen Durcheinander von Persönlich­ keiten oder einer musikalischen Gruppenimprovisation verglei­ chen. Wir setzen auf Austausch und Umarbeitung von Ideen statt auf formale Hierarchien, Autorenschaft oder bestimmte Arbeitsfelder. Es Ist wie In einem Spiel, in dem eine Idee eine andere ergibt, wo jeder mal die Führung übernimmt und das Ergebnis dieses Prozesses die eigenen Erwartungen verändert und unterläuft, Unsere Arbeit wird nie zu etwas Abgeschlosse­ nem, sie Ist eher eine permanen­ te Probe, eine Vermischung von Positionen. Wir betrachten sie als eine absichtliche Fehlinterpreta­ tion, eine Anwendung der verschiedensten historischen kul­ turellen Praktiken, von der kriti­ schen Theorie bis zur Popmusik. Ein Innovationsprozeß durch falsche Identifikationen und mißlungene Imitationen, die Ironische Entwicklungen und nützliche Verwirrungen stiften."

share