Mary Koszmary
Mary Koszmary
An einem Mittag hält ein junger, radikaler polnischer Linker, Slawomir Sierakowski, eine Rede in einem Stadion in Warschau. Während der Jahre der Polnischen Republik (1921-1939), war dieses Stadion einer der beliebtesten Orte für politische Demonstrationen und Straßenfeste. Die Rede reflektiert die Ästhetik nationalistischer Propagandafilme aber ihr Inhalt widerspricht nicht nur zu deren Stil, sondern allem, worauf dieser Stil überhaupt basiert. Der Sprecher ringt mit der Form, indem er entlarvt, wie sehr wir immer noch durch nationalistische Codes behindert sind. Er spricht vor einem fast leeren Stadium, in dem nur ein paar junge Leute seinen Worten zuhören. Sierakowski beschreibt die kulturellen und linguistischen Konsequenzen der Abreise der Juden nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Ziel Israel und ruft die polnischen Juden auf, nach Polen zurückzukehren. Dadurch, dass er den Stil alter nationalistischer Propagandafilme zitiert, betont Bartana die Ähnlichkeit zwischen Ideologie und Visualität dieses Filmes, in dem die Rede Funktion einer Art des Widerstandes ist. Letztendlich interessiert sich Bartana für die Möglichkeiten (und Unmöglichkeiten) des Inhaltes der Rede und für die antisemitischen und rassistischen Fragen, die ein solcher Film aufwirft.