Multi Media Facades
Multi Media Facades
The medial skin of urban architecture. Willie Williams, US-amerikanischer Video- und Stage-Designer, prophezeit: „Die Stadt landschaften der Zukunft werden nicht von Architekten bestimmt, sondern von Videokünstlern.“ In London ist diese Zukunft schon Gegenwart: Am Leicester Square erregt seit Ende 99 das „Global Multimedia Interface“ im wörtliche Sinne Aufsehen. Dort ist eine 4 Stockwerke überspannende LED-Screen von ca. 4 Millionen Menschen monatlich zu sehen. Es soll von der einminütigen Animation bis zum dreistündigen Filmopus alles gescreent und parallel dazu im Internet gestreamt werden, was nur geringe Veröffentli chungskosten verursacht und nach Kunst aussieht. Konzeptionell besser gelungen ist die Berliner Videofassade des VEAG-Gebäudes: Im Kampf gegen Tageslicht und Straßenla
ternen leuchten dort speziell für die Fassade entstandene, ausgewählte Videoarbeiten. Wird der urbane Stadtraum zunehmend zur Galerie, zum Kino? Vereinnahmt die innovative Technik neue, öffentliche Räume mit einem erkennbaren kulturellen Gewinn für die städtische Gesellschaft oder sind die bewegten Fassaden-Bilder lediglich Moderne und Kultur vortäuschende Applikationen, die über das normale Maß kostenintensiv sind und den Straßenverkehr beeinträchtigen?
Die Konzeptionen der meisten interaktiven Multimediafassaden nehmen bislang entweder auf die veränderliche Wetterlage vorort oder die Aktivität innerhalb des Gebäudes bezug: Beispielsweise die zu den frühesten interaktiven Fassaden gehörende Zeit in Frankfurt a.M. von Christian Möller, die wetterabhängig ist, oder die erst im Herbst 99 in kleiner Version realisierte, Internetströme visuatisierende Installation von Joachim Blank und Jeron in Leipzig. Doch nicht nur studentische Konzepte wie der „Parkspace“ von Birte Steffan oder „airforcestuctures“ von Kerstin Lohmann und Thomas Lüdecke werden nicht realisiert, sondern auch ausgereifte Projekte wie „Netzhaut“ für das Ars Electrónica Center und die Expo-Telekom-Fassade, beide von Möller/Sauter, scheiterten noch an städt.
schen Verordnungen, Kosten oder der Kleinmütigkeit der Auftraggeber. An anderer Stelle verhindern konzeptionelle Banalität oder Unverträglichkeit mit der Architektur eine Realisierung. Hier gilt es noch, Maßstäbe zu setzen.