Das Internet hat vielfältige Möglichkeiten eröffnet, künstlerische Produkte in einem kollaborativen Prozess herzustellen und an ein globales Publikum heranzutragen. Der unentgeldliche und freie Zugang zu Software Im Netz fördert eine pro­ zessorientierte Produktion und fordert das künstlerische Experiment am heimischen Computer heraus. Eine Folge: Die Medienkompetenz des Einzelnen wächst. Mit steigender Rechnerleistung, schnelleren Übertragungsraten und neuen Komprimierungsverfahren verwandelt sich das Internet aber auch zunehmend in ein Entertalnmentmedlum, das, abgesehen vom aktiven Akt des Suchens und Herunter­ ladens von Dateien, das passive Zuhören und Schauen ermöglicht. Doch so Ideal sich der peer-to-peer-Austausch von digitalen Daten für die Nutzer an ihren heimischen Computern darstellt, so problematisch ist er für die „alte“ Distributionsindustrie, die diesen Austausch als kriminelle Handlung brandmarken möchte. Nur langsam bilden sich autonome Internetmarktplätze und -formate heraus, die klassische Handelsformen ersetzen könnten. Das E-Book hat sich bisher nicht am Markt durchgesetzt; für Micropayment gibt es noch keine praktikablen Systeme im Netz. Für den Künstler bedeutet die Distribution seiner Arbeit - sei es ein Musikstück, ein Video oder eine Flashanimation - über Internetplattformen vor allem das direkte und schnelle Erreichen einer Zielgruppe - bislang fehlen aber Instrumente und Modelle, die ihn unabhängig machen von der alten Wertschöpfungskette. In diesem Panel präsentieren Künstler und Netz-Distributeure ihre Arbeit und diskutieren: Wie sieht internetbasierte Kunstproduktion heutzutage aus? Welche neue künstlerischen Formate haben sich herausgebildet und welche Formate lassen sich über das Netz sinnvoll distribuieren? Gibt es Nischen oder funktionierende Modelle, die künstlerische Contentproduktion einträglich machen? Wer sind die eigentlichen „Nutzer“ oder besser: „Nutznießer“, also diejenigen, die an der Contentproduktion der Kreativen verdienen? Was bedeuten die Begriffe „Autor“ und „Copyright“ im digitalen Zeitalter? Bedeutet die Erschließung von neuen Distributionswegen auch das Wachstum der kulturellen Vielfalt?