Psychophysical Mirror
Psychophysical Mirror
Im abgedunkelten Raum befindet sich direkt unter dem Lichtkegel einer Lampe ein bequem anmutender Stuhl, der zum Ausruhen einlädt. Hat der Besucher Platz genommen, sieht er sich einem - auf den ersten Blick unscheinbaren - Spiegel gegenüber. Mehrere um diesen Sitzplatz gruppierte Stative halten verschiedene Messgeräte bereit, die von einem Feedback-Controller bedient werden. Im Hintergrund der Installation befinden sich weitere technische Geräte, welche man nur anhand verschiedenfarbig leuchtenden Displays mit ihren ständig wechselnden Datendiagrammen wahrnehmen kann. „Face the interface - interface the face" faßt das Grundprinzip des „Psychophysical Mirror" von Horst Prehn zusammen und vereint programmatisch einen ausgeprägten künstlerischen Ansatz mit medizinisch-wissenschaftlichen Forschungen. Als lebenswichtige Extremität des Mensches konzentriert der Kopf nicht nur alle Synchronisations- und Steuersysteme in sich, sondern bietet darüber hinaus mit dem Gesicht auch die vielseitigste und interessanteste Kommunikationsoberfläche. Jede Gefühlsregung, jede Stimmung und jede Absicht ist hier ablesbar wie in einem offenen Buch. Von Angesicht zu Angesicht wird der Teilnehmer vor dem Spiegel zum Kronzeugen einer geheimnisvollen Veränderung seines Spiegelbildes. Diese entsteht durch eine Verschaltung der Person mit dem Computer, d.h. es werden Atemfrequenz, Oberflächenfeuchtigkeit der Haut, Hirntätigkeit und Herzschlag des Probanden mittels verschiedener Sensoren abgefragt. Diese Messergebnisse werden qualitativ und quantitativ analysiert und in eine Vielzahl parametrischer Impulse übertragen. Gleichzeitig zeichnet eine Videokamera die reale Physiognomie des Teilnehmers auf, wie dieser gerade in den Spiegel sieht. Das Videobild dient als Ausgangsmaterial und wird über die Modulationen der Rechnersoftware verändert. Dieses optoelektronische Spiegelbild wird über eine besondere Abbildungstechnik mit dem wirklichen Spiegelbild überlagert, so daß sich ein geschlossener Regelkreis ergibt. Der Betrachter erlebt sich selbst in einer Art „rückgekoppeltem Blick". Löst man sich schließlich aus der Faszination des gerade Erlebten, fühlt man sich unwillkürlich an das ,Spieglein an der Wand' erinnert und unzählige mystische und mythische Assoziationen steigen in den Gedanken des Rezipienten auf. Halbdurchlässiger Spiegel, Multisensory Psychophysical Interface, Videosystem, Computer