To Be a VJ

To Be a VJ

Date: 
11.02.2000 16:00
Edition: 
2000
Format: 
Presentation

Aus einem Vortrag, gehalten im Mai 1999 an der Betsalel Arts Academy in Jeruslaem, Israel.
Vor ungefähr hundert Jahren gab es speziell ausgebildete Musiker, die krampfhaft versu­ chen mußten, mit den rasend schnellen Bildern auf den Leinwänden in Kinos mitzuhalten. Seit mehr als zwanzig Jahren gibt es jedoch den umgekehrten Trend, der jetzt immer stärker wird: Visuell arbeitende Künstler drehen den Spieß einfach um. Sie illustrieren die Musik und schaffen damit ein Erlebnis, das Stummfilmen durchaus ähnelt. Sie begleiten die Musik, die den Rhythmus vorgibt. Und wenn auf der Bühne offensichtlich nichts passiert, müssen zusätzliche (visuelle) Anreize für das Publikum geschaffen werden, das nicht damit zufriedenzustellen ist, einfach ruhig auf den Plätzen sitzen zu bleiben. In den Nachtclubs erwarten die verwöhnten und von Medien übersättigten Clubgäste den ganz besonderen Kick.UndobdieAusstattungnunselbstaktivgestaltetistodernurTeiledavon- esistwich­ tig, daß das Tempo dieser Aktionen mit dem tatsächlichen Rhythmus der Musik synchron läuft oder abgestimmt ist. Die aktive Einbeziehung in die Produktion der visualierten Bildabfolge während Konzerten oder die aktive visuelle Reaktion auf musikalische Aktion ist also grundlegend.
Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, sind einfache und leicht verfügbare Methoden notwendig. Das elektronische Bild - seit Ende der siebziger Jahre in Form von Video, später (gegen Ende der Achtziger) gefolgt von Computertechnologie - scheinen die richtigen Mittel zu sein. Heute stehen uns hochentwickelte Instrumente zur Verfügung; Werkzeuge, die eine automatische und direkte Reaktion auf die Musik gestatten, und star­ ke Projektoren, die scharfe Bilder erzeugen kann. Der Künstler kann sich auf das Wesentliche konzentrieren: auf die Auswahl der richtigen Elemente, da die Maschine sich um den Takt kümmert. Die Projektionen können in eine herkömmliche Lichtshow integriert werden, ohne daß sie mit dieser konkurrieren müssen.
VJays arbeiten wie Regisseure bei Live-Sendungen. Sie mischen verschiedene Quellen mit­ einander, sie schalten um und überblenden, sie arbeiten an einem oder mehreren Mischpulten. Die Arbeit des VJays kann auch mit der Arbeit des Djays verglichen werden. Allerdings gibt es einen grundlegenden Unterschied: Denn Vjays, die sowohl mit herkömm­ lichen Videobändern als auch mit „state of the art“ Computertechnologie arbeiten, können trotzdem nicht einfach in einem „visual störe“ die neuesten Veröffentlichungen ausprobie­ ren. jeder VJay muß sein eigenes Material kreieren, ein Archiv aufbauen und oft auch eige­ ne, spezielle Instrumente und Anwendungen entwickeln.

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