transmediale Residents: Bassem Saad und Natasha Tontey

15.10.2020

transmediale Residents: Bassem Saad und Natasha Tontey

Wir präsentieren zwei neue transmediale Residents im Rahmen unseres Residency Programmes in Kollaboration mit der Martin Roth-Initiative (MRI): Bassem Saad und Natasha Tontey. Mehr erfahren.

Wir begrüßen zwei neue transmediale Residents: Bassem Saad (Beirut, Libanon) und Natasha Tontey (Yogyakarta, Indonesien). Das in diesem Jahr virtuell stattfindende Residency Programm in Kollaboration mit der Martin Roth-Initiative (MRI) unterstützt und fördert Projekte von Künstler*innen, die unter herausfordernden sozio-politischen Konditionen leben und arbeiten. Während der dreimonatigen Residency arbeiten die Künstler*innen an Videoprojekten, die im Rahmen der Ausstellung der transmediale 2021–22 sowie auf der Festival-Webseite präsentiert werden.

Bassem Saad ist Künstler, Schriftsteller und Architekt. Seine Arbeiten erforschen Objekte und Vorgänge, die Gewalt und Lust, Fürsorge und Verschwendung thematisieren. In Form von Videoarbeiten, Skulpturen oder Texten untersucht er Strategien, um sich innerhalb und jenseits von Regierungssystemen zu bewegen.

Idling Persons Congress

Während der Residency arbeitet Bassem Saad an einem Video-Essay, das den Blick auf historische und aktuelle Ereignisse lenkt, in denen verschiedene Gruppierungen democratic biopolitics konzeptualisiert, gefordert und praktiziert haben. Im Fokus stehen dabei sowohl kollektive Praktiken wie die der Gesundheitsversorgung und andere staatliche Hilfeleistungen als auch gewaltbereite Formen des Widerstands, die als legitime politische Mobilisierungsstrategien dienen, wenn sich keine Alternativen abzeichen. Mehrschichtig, nicht-hierarchisch aufgebaut, setzt sich das Projekt zugleich mit Formen von Kollektivität und Revolte auseinander. So entsteht eine alternative Geschichtserzählung von historischen Momenten, die insbesondere widerständisches Handeln und alternative Organisationsstrukturen innerhalb und trotz des gegenwärtigen Katastrophenkapitalismus in den Fokus rückt.

© Courtesy of the Artist

 

Natasha Tontey ist Künstlerin und Grafikdesignerin mit Sitz in Yogyakarta, Indonesien. Sie interessiert sich für die Erforschung von Fiktion als Methode spekulativen Denkens. Dabei stehen insbesondere fiktive Darstellungen der Geschichte um den Mythos von manufactured fears in ihrem Fokus sowie deren Potenzial, Vorstellungen über unsere Zukunft zu beeinflussen.

The Epoch of Mapalucene

Für die Residency vertieft Natasha Tontey ihre Forschungen zur indigenen Praxis des Minahasa-Stammes, einer ethnischen Gruppe aus Nord-Sulawesi, Indonesien. Bekannt sind die Minahasa für ihr auf dem Austausch von Steinen basierenden Handels- und Kommunikationssystem. Es stellt eine Mischung aus Praktiken dar, die ihre Ursprünge sowohl im modernen, kapitalistischen Zeitalter als auch in ihrer Verbindung zur Göttin Gaia haben. Teil der Minahasa-Kultur ist außerdem das kosmologische Prinzip Mapalus: der Akt des Wissenstransfers durch Ehrenamt und gegenseitige Hilfe; eine soziale Währung, die die Ökonomie des Schenkens geprägt hat und deren Transaktionen auf Vertrauen und Gegenseitigkeit beruhen. Tonteys videobasierte Arbeit untersucht die Dynamik der Manahasa-Kosmologie aus der Perspektive zeitgenössischer Digitalkultur und fokussiert ihr Potenzial, eine alternative Welt zu schaffen, in der anthropozentrisches Denken nicht existiert.

Still aus dem Film „Wa'anak Witu Watu“ (2020-2021) © Courtesy of Natasha Tontey

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