TVideo 1: BLOB

TVideo 1: BLOB

Date: 
13.02.1994 18:00
Edition: 
1994
Format: 
Talk
Location: 
Podewil

BLOB, am 13, 4, 1989 gegründet, wird fünf Mal die Woche um 20 Uhr für 15 oder 20 Minuten aus­ gestrahlt. Außerdem gibt es Wo­ chen- und Spezialsendungen über bestimmte Themen und ei­ ne "Blob" Zusammenfassung am Ende des Jahres, Die Zahl der Zuschauer schwankt zwischen 1,5 und 3 Millionen (d.h. eine Einschaltquote von 6 bis 12 %). Die Leitung der Redak­ tion liegt bei Enrico Ghezzi und Mario Giustl. BLOB hat vielleicht weder "Ge­ nealogie" noch "Moral"... BLOB bedeutet (auf Englisch) FLECK, FRAGMENT, VERDRECKTE ECKE, DORN IM AUGE (ein nobelpreis- gekrönter Wissenschaftler nennt "Blob" die Stellen der Netzhaut, wo sich die Farben im Auge bil­ den). BLOB vermittelt uns das Gefühl von einem Flamburger oder einer tropfenden Sauce... von ununterbrochen Aufge­ kochtem oder sogar von Blob- Machern, die mittlerweile viel­ leicht ein bißchen verkocht sind.
BLOB materialisiert sich, als halbsolides zellenförmiges hau­ fenartiges Wesen, mitten in der Flut von SCHEGGE (Splitter) und GOCCE (Tropfen), die seit der zweiten Flälfte der achziger Jah­ re das Italienische Fernsehen er­ reicht hat. BLOB ist der TV-Flöhepunkt eines archäologischen Verfahrens, das die visuelle Gegenwart in "Fundstücke" verwandelt. Noch die archaischste Filmeinstellung wird so ein Augenblick der Gegenwartssprache. Auch der Schnitt wird in BLOB "live" ausgestrahlt. BLOB wird weder wiedergesehen noch neu geschnitten oder korrigiert. BLOB hat keine Zeit für die "Maske" und muß immer schnell zum Sendetermin. Niemand (und wir sowieso nicht) sieht und kontrol­ liert es vor der Ausstrahlung. BLOB - als ein Vorgang, der alles gleichmacht - verschärft die TV- Teilnahmsloslgkeit. Gleichzeitig stellt BLOB die Verschiedenheit einzelner TV-Augenblicke wieder her und erklärt unsichtbare und monströse Gleichheiten. Enrico Ghezzi

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