Videoguide Frankreich. Heure Exquise!

03.03.2017

Videoguide Frankreich. Heure Exquise!

Les Cent Lieux
HEURE EXQUISE!
Den folgenden Überblick von Einreichtungen der französichen V ideokultur hat die D istribution Heure Exquise! zusam m engestellt. Eine Selb std arstellungist Im Text enthalten.
"Les Cents Lleux" Ist ein lockerer Verbund von Vorführstellen für V ideos, die zum Teil kooperieren, sprich Program m pakete untereinander austauschen, oder die zum anderen Vorführungen für mehrere Abspielorte in Ihrer Region organisieren. Die Anregung dafür soll übrigens aus Deutschland kommen - und zw ar aus je ne r Periode der A chtziger, als auf dem Hintergrund von Friedens-, Anti-AKW -, Frauen-, Ö ko-Bew egung etc. in zahlreichen unabhängigen M edienzentren Po- lltvideos gezeigt wurden und verschiedene Videos oder Programmpakete durch die Bundesrepublik reisten. (Anmerk. d. Redaktion )
Als Heure Exquise! Anfang 1992 aus Anlaß des ersten Erscheinens des Führers zu "Les Cent Lieux" eine Bestandsaufnahme versuchte, antworteten etwa 90 Veranstalter regelmäßiger Vorführungen von "vidéo création" auf den zugesandten Fragenkatalog. Von diesen 90 Orten befanden sich 67 in Frankreich, 2 in Deutschland, 6 in Belgien, 2 in Dänemark, 1 in Spanien, 1 in Großbritannien, 2 in den Niederlanden, 1 in Polen, 2 in Portugal und 3 in der Schweiz. Dieses Mißverhältnis zwischen französischen und Abspielstätten anderer Länder beruht auf der unterschiedlichen Organisation des Vertriebs. Die Initiative "Les Cent Lieux" ist noch neu, so daß es nicht verwundert, wenn zahlreiche europäische Spielorte erst jetzt von der Existenz des Netzwerkes erfahren. Heure Exquise! verfügte nicht über die
finanziellen Mittel und die Zeit für eine vertiefte Untersuchung, was dazu führte, daß zahlreiche Initiativen, die regelmäßige Vorführungen veranstalten, jedoch außerhalb ihrer Landesgrenzen nicht bekannt sind, nicht in den Führer aufgenommen werden konnten. Das frühzeitige Erscheinen verurteilte den Führer dazu, nicht erschöpfend zu sein. In Frankreich bilden die Vorführorte regionale "Koordinationen". Sie haben während des Treffens auf dem Festival von Hérouville Saint Clair Ende November 1992 eine erste Bilanz ihrer Aktivitäten vorgelegt: Vidéo les Beaux Jours aus Straßburg für das Elsaß, Turbulence Vidéo aus Clermont-Ferrand für die Auvergne, Saison Vidéo aus Hérouville Saint Clair für die Basse Normandie, Saison Vidéo Bretagne für diesen Landstrich, Bande Annonce aus Montpellier für das Languedoc-Roussillon, Saison Vidéo aus Mons en Ba- roeul für das nördliche Pas de Calais, Vidéo Lux Associés aus Manosque für die Proven- ce/Alpes/Cötes d'Azur. Vier weitere Koordinationen befinden sich im Aufbau: In der Ile de France, im Pays de Loire, der Region Rhône Alpes und der Region Midi-Pyrénées. Eine landesweite Koordination wird augenblicklich diskutiert. Die meisten Orte stellen sich eine flexible Struktur vor, um ihr sowohl Gewicht und Vertrauenswürdigkeit den Institutionen gegenüber verleihen zu können, als auch um ein Markenzeichen "Cent Lieux" zu definieren und den Informationsfluß zu erleichtern. Dieser Koordination würde die Aufgabe zufallen, bei der Schaffung neuer Vorführorte zu helfen (sowohl in technischer Hinsicht als auch bei der Beschaffung von Geldmitteln und bei der Programmgestaltung), die einzelnen Netzwerke zu fördern und den Zusammenhalt mit einem europaweiten Netzwerk zu sichern. Die Cent Lieux umfassen extrem unterschiedliche Strukturen (Museen, Kulturzentren, Cafés, Ausbildungszentren, Theater, Mediotheken, Vereine mit Spezialinteressen, Schulen, etc.), die regelmäßig (mindestens sechs Mal im Jahr) Bänder aus dem Bereich "vidéo création" (Kunstvideos, originelle Doku- mentarvideos, Tanzvideos-, Neue Bilder, allgemeine Produktionen) vorführen. Anbetrachts dieser Vielfalt sind die Finanzierungsquellen ebenfalls sehr unterschiedlich. Gleichwohl beginnen viele Stätten ohne Finanzierung. Da diese Form der Programmgestaltung kein großes Budget voraussetzt, werden die meisten Orte nicht speziell subventioniert, sondern verwenden einen Teil ihres allgemeinen Budgets. Im übrigen handelt es sich oft um eine Vereinsaktivität, die durch Frei-willige und durch Unkostenbei-trä- ge des Publikums ermöglicht wird. Wenn es eine Subventionierung gibt, stammt sie in denmeisten Fällen von lokalen Behörden (Stadtverwaltungen, Departements, den Regionen) öder den verschiedenen Kultusministerien, wenn die Orte einer Institution angehören.
Die Inhalte der Programmgestaltung sind natürlich ebenso unterschiedlich wie die Orte selbst und jeweils auf das spezifische Publikum zugeschnitten.Der Bogen reicht vom großen Schauspiel auf mehreren Bildschirmen (Videoinstallationen), zu welchem das Publikum nur tröpfchenweise eingelassen wird, um ihm eine bessere Würdigung des Spektakels zu ermöglichen, bis zur Vorführung des Video-Gesamtwerks eines bildenden Künstlers in einer kleinen Galerie. Sehr häufig (hier liegt eines der Privilegien von Video: Die Verfügbarkeit der Autoren) ist der Künstler an-we- send und spricht vor dem Publikum über seine Arbeit.
Bei einem derartig vielfältigen Angebot ist es nicht erstaunlich wenn die Nachfrage unaufhörlich steigt. Im ersten Führer der Cent Lieux antwortete die Mehrzahl der Orte auf die Frage nach Zuschauerzahlen mit "steigend". Um es genauer zu sagen: Die durchschnittliche Zuschauerzahl pro Vorführung bewegt sich um die 50. Wenn das Thema oder der Gast "Selbstläufer" sind, ergeben sich leicht Spitzen von 300 Zuschauern pro Vorführung. Wenn wir diese Zahlen mit wenigstens sechs Vorführungen pro Jahr und mit 100 (Orten!) multiplizieren, kommen wir zu der Erkenntnis, daß das Publikum den Werken Immer weniger gleichgültig gegenübersteht, auch wenn es wenig oder überhaupt nicht auf sie vorbereitet Ist.
Man kann unbestreitbar von einem "Stammpublikum" sprechen, das allmählich genau weiß, wo und wann es diese so starken und so ungewöhnlichen Arbeiten sehen kann, die es eines Tages mit Verblüffung In diesem oder jenem kleinen Saal eines Randbezirks entdeckt hatte.
Die Ausdehnung der Initiative auf Europa hat bereits begonnen. Die existierenden Orte kennen sich und treffen sich auf den Festivals. Im Augenblick gibt es jedoch kein Projekt zur Schaffung einer übergreifenden Organisation.
Distribution In Frankreich (Adressen s. S.148)
Gegenwärtig gibt es vier Vertriebe für "vidéo création". Hier eine kurze Beschreibung Ihrer Besonderheiten.
APA ( Action et Prospective Audio visuelle) APA ist auf den kommerziellen und nichtkommerziellen Vertrieb von Tanzfilmen und -videos aller Art ("vidéo création", Kunst-vIdeo, Dokumentarvldeo, Adaptierungen von Bühnenwerken) spezialisiert. Der nichtkommerzielle Sektor, für den APA und die weiteren Vertriebe Videos anbieten, ist der folgende: Kunstschulen, Universitäten, Konservatorien, staatliche Bühnen, Centres d'Action Culturelles (Kulturzentren), Jugendzentren, Vereine, Videofestivals, Tanzfestivals, etc. Der kommerzielle Bereich beschränkt sich Im Wesentlichen auf das Fernsehen: Spezialisierte Sendungen wie "Carré Noir" auf RTBF, "Vidéo Art" auf VT5 Quebec, "Kultur" auf BR3 München, Tanzvideos auf Kanal 4 Düsseldorf, TF1, RAI UNO. Die Subventionen stammen vom Kultusministerium (Abteilung Musik und Tanz, Internationale Beziehungen) und lokalen Institutionen (Region Elsaß, Stadt Straßburg, etc.). Es gibt Partnerschaften mit dem Centre International de la Vidéo Création von Montbéliard, dem Natlonaltheater für Tanz und Bild von Chateauvallon, dem Tanzforum Köln, Vidéo dance in Barcelona, dem Grand Prix Vidéo Danse von Paris, etc.1985 auf Initiative des Centre National de Cinématographie gegründet, um im Kulturbereich (auf Mietbasis und nur in Frankreich) Filme und Videos (mehr als 1000 Titel) zu vertreiben, die mit den verschiedenen Kunstrichtungen und Wissenschaften wie Architektur, Bildende Künste, Videokunst, Kino, Tanz, Geschichte und Gesellschaft, Literatur, Musik, Fotografie, sowie dem Theater in Beziehung stehen. Die Werke werden aus den vom Kultusministerium und anderen Ministerien geförderten ausgewählt, aber es werden auch Werke durch Ankauf aufgenommen. Arcanal wird vom Kultus- und Kommunikationsministerium subventioniert und steht unter Aufsicht der Abteilung Audiovisuelle Programme des Centre National de la Cinématographie.
Centre Audiovisuel Simone de Beauvoir Bei seiner Gründung stellte sich das Centre Audiovisuel Simone de Beauvoir als zentrale Aufgabe, audiovisuelle Werke von Frauen bekannt zu machen und Künstlerinnen zu helfen, ihre Projekte erfolgreich abzuschlie-ßen. Die verschiedenen Tätigkeitsfelder des Zentrums umfassen ein Archiv (500 Titel können nach Beitritt vor Ort eingesehen werden), einen Vertrieb für den nichtkommerziellen Bereich (250 Titel können gemietet oder gekauft werden), die Ausarbeitung kompletter Programmreihen, Vorführungen (alle zwei Monate werden internationale Werke von oder über Frauen im Zentrum oder an anderen Spielorten vorgeführt), die Unterstützung von Produktionen durch Beratung, Ausarbeitung der Unterlagen, Verwaltung, Koproduktion, Dienstleistungen, etc., und kurze oder auf Teilnehmerwünsche zugeschnittene Ausbildungsgänge. Heure Exauise ! Die Vereinigung Fleure Exquise! existiert seit mehr als 15 Jahren und beschäftigt sich seit 1986 mit dem Vertrieb von "vidéo création". Da Video in all seinen Aspekten gezeigt werden sollte, war die Auswahl der Bänder von Beginn an sehr eklektischer Natur. Unter den 1500 Titeln des Kataloges befinden sich genauso soziale Dokumentationen wie Werkreihen von Videokünstlern. Die im Katalog verzeichneten Künstler reichen von jungen Unbekannten bis zu den inter-national anerkannten Größen. Die meisten europäischen Län-der finden sich hier, unter ihnen einige Länder Osteuropas (Ungarn, Lettland, Ex-Jugoslawien) und auch Bänder aus anderen Kontinenten (Süd- und Nordamerika, Australien). Der Katalog wird ständig erneuert. Fleure Exquise! sucht und erhält in steter Folge neue Bänder, die Programmgestaltern in den Räumen der Vereinigung jederzeit zur Verfügung stehen. Fleure Exquise! bietet seit kurzem auch einen Dokumentationsservice für Studenten, Journalisten usw. an, der mit einem Jahresbeitrag bezahlt wird. Heure Exquise! soll Bänder im gesamten europäischen Kulturbereich und punktuell auch auf anderen Kontinenten zur Verfügung stellen. Die Formen der Vermietung sind extrem unterschiedlich. Von der einfachen Bandausleihe bis zur präsen-ta- tionsreifen Konzeption kompletter Programme von mehreren Wochen Dauer ist alles möglich. Heure Exquise! soll ebenfalls (in Übereinstimmung mit dem Produzenten oder Realisator) Mediotheken, Vereinen, Kulturzentren und, punktuell, französischen oder ausländischen Fernsehstationen Rechte übertragen. Die Vereinigung wird vom Kultusministerium, den lokalen Institutionen (Region Nord Pas de Calais, Abteilung Nord) subventioniert. Die Stadt Mons en Baroeul stellt die unverzicht-baren Räume. Heure Exquise! er wirtschaftet etwa 40% seines Gesamtbudgets selbst. Die Festivals in Frankreich (Adressen s. S.146)
Dieser Artikel stellt keine umfassende Aufzählung der französischen Festivals dar. Er beschreibt lediglich die, welche 1992 noch stattgefunden haben und sich nur oder hauptsächlich mit der Verbreitung von mit Videotechnik produzierten und vorgeführten Werken befassen.
Vidéo Art Plastique à Hérou - ville Saint Clair Jedes Jahr zeigt das Festival eine Auswahl von europäischen Werken, deren Thema sich um das weite Feld der bildenden Künste dreht: Dokumentationen über bildende Künstler und Videokunstwerke, die selbst als Bildende Kunst verstanden werden. Für 1993 werden ein Wettbewerb junger Künstler und die Begegnung europä-ischer Kunstschulen vorbereitet (für letztere Kontakt über Jean-Jacques Gay, Tel. (33) 1 42 39 62 04). Das Festival Ist jedes Jahr einem Thema (1992: Das Portrait; Gastkünstler Joan Logue) oder einem europäischen Land gewidmet (1991: Großbritannien). Videoinstallationen werden in den Räumen des Theaters von Hérouville gezeigt. Französischenglischsprachiger Katalog.
Vidéo for m e s in Clermont-Ferrand Jährlich werden eine Auswahl internationaler Werke präsentiert, Künstler eingeladen und zahlreiche Videoinstallationen an mehreren Orten Clermont- Ferrands gezeigt. Französischenglischsprachiger Katalog.
Internationales Video - und Fernseh festival von Montbéliard Das berühmteste und von den Medien am meisten beachtete Festival, welches der Tretfpunkt überhaupt für die internationale Videoproduktion und ihre Schöpfer geworden ist. 1992 waren 850 Werke aus 45 Ländern auf dem Festival verfügbar, 6 Veranstaltungen bisher. Französisch-englischsprachiger Katalog, Organisiert wird das Festival von den Verantwortlichen des "Centre International de Création Vidéo de Montbéliard". Der internationale Wettbewerb ist reich ausgestattet mit Preisen aus Schnitt- und Produktions-Iei- stungen in den Räumen des CICV in Hérimoncourt.
Festival Vidéo des Pays Catalans d ’ Estavar In dem Pyrenäendorf nahe der spanischen Grenze feierte das Festival 1992 sein zehnjähriges Jubiläum. Es widmet sich besonders mit der katalanischen Kultur in Spanien und Frankreich befaßten Videos. Das spanische Fernsehen ist mit einer Auswahl aus seinem Programm sehr präsent. Die regionalen Kulturinstitutionen (des Languedoc-Roussillon auf der französischen und Kataloniens auf der spanischen Seite) unterstützen das Festival gemeinsam. Jedes Jahr gibt es einen Wettbewerb mit zahlreichen Preisen.
Les Instants Vidéo de Manosaue Internationale Auswahl aus Videokunst und -instaliationen. In Manosque selbst, aber auch in den Nachbarstädten (Grasse, Marseille, Aix en Provence) finden Videovorführungen und - Veranstaltungen statt.
Vidéo Pop C o m b o Dieses junge Festival erlebt seine dritte Auflage. 1992 haben die Organisatoren mit Erfolg versucht, für alle Einwohner eines Bezirks von Rennes eine Großprojektion in Freien zu veranstalten. Viele offene und spektakuläre Veranstaltungen.
GentiII y en Val de Marne Beim Videofestival von Gentilly handelt es sich um eines der wenigen im Pariser Raum. Es wurde vor sieben Jahren gegründet und bietet jährlich ein Programm aus "vidéos créa-ti- on" und einen Wettbewerb für junge Autoren. Es ist das einzige Festival das jedes Jahr eine Auftragsarbeit an einen anerkannten Videomacher vergibt (Pierre Lobstein, Denis Gheer- brandt, Luc Moullet, Paul Vecchiali, etc.)
Andere Ortefür Video Neben den bereits unter "Les Cent Lieux" genannten Orten gibt es andere, die extrem aktiv in der Verbreitung kreativen Videoschaffens sind. Mehrere, besonders Pariser, Galerien haben Interesse für dreidimensionale Videokunstwerke gezeigt: für Installationen und Videoskulpturen. Unter ihnen befinden sich: Die Galerien A B, Espace Don- guy, Sous-Sol, des Archives, Syl- vana Lorenz, Zekou Art Galle-ry, Tugny Lamarre, etc. Als Privatbetriebe nehmen diese Galerien mit der Präsentation von elektronischen Werken Risiken auf sich, die oftmals nicht angemessen gewürdigt werden. Die Sam mler und Liebhaber von Gegenwartskunst sind, um es vorsichtig auszudrücken, nicht sehr zahlreich, wenn es darum geht, Stücke zu kaufen, die, um Ihre volle Wirkung entfalten zu können, oft teure und manchmal dazu noch schwere technische Einrichtungen benötigen - und zusätzlich einen gewissen Wartungsaufwand erfordern. Die schwierige Lage auf dem Internationalen Kunstmarkt erleichtert den Videokünstlern den Zugang zu den Galerien ebenfalls nicht. Trotzdem zögern diese couragierten Galerien nicht, wenn es darum geht, parallel zur Vorstellung von mit klassischen Materialien arbeitenden Kün-stlern Erkundungsarbeit zu leisten. Sie veranstalten regelmäßig Ausstellungen zu Vldeo-künstlern oder bemerkenswert Interessanten Herangehenswei-sen und Werken. Allerdings gibt es wenige junge Videokünstler, die durch eine Galerie entdeckt wurden. Deren Arbeiten waren oft bereits vorher durch Vertriebe
und Festivals ins Licht der Aufmerksamkeit gerückt worden. Jedoch bleiben Galeristen oft gute Mittler zur Einführung von Videokünstlern in die verschiedenen Stätten der Gegenwartskunst: Ausstellungen, Messen, öffentliche Sammlungem, etc.
Bestimmte Künstler stellen ihre Arbeit ganz natürlich und unmittelbar In das Feld der Gegenwartskunst. Diese finden früher oder später ohne große Schwierigkeiten Ihren Platz In den Galerien. Andere, die sich mehr als audiovisuell Schaffende begreifen, bevorzugen diese Orte nicht, sondern sie unternehmen lieber Ausflüge in das Fernsehprogramm. Die Einrichtung von Arte und die Ernennung von Alain Maneval zum Programmdirektor haben die Videoszene wieder Hoffnung schöpfen lassen, nachdem der Enthusiasmus über einige spezielle Videosendungen bei anderen Sendern (besonders Ca- nal+ als treuer und unermüd-ll- cher Unterstützer der jungen vl déo création) ebenso heftig wie kurz war. Interessant ist übrigens, daß mehrere aktuelle Produktionen von Videokünstlern für eine doppelte "Karriere" geeignet wären: Eine Verbreitung durch Orte der Gegenwartskunst und durch Fernsehausstrahlung. (Man könnte sogar von einer "Dreifachkarriere" sprechen, wenn man den Vertrieb durch das Netz der "Les Cent Lieux" hinzufügt, das extrem offen für alle Spielarten von Video ist und ein großes, ständig im Wachsen begriffenes Publikum anspricht.) Es handelt sich nicht um ein neues Phänomen, denn Künstler wie Bill Viola, Robert Cahen, Danielle und Jaques Nyst, Gary Hill und Jean-Paul Fargier, um nur einige zu nennen, haben diese Vielfalt der Verbreitungswege ihrer Arbeiten schon sehr früh erlebt. Andere Künstler revidieren heute ihr Urteil - früher hatten sie eine Fernsehübertragung ihrer Werke abgelehnt, vor allem, da ihre Arbeiten dafür nicht geeignet waren und außerdem, weil fast keine Station Sendezeit speziell für Videokunst zur Verfügung stellte. Jetzt bietet Arte, und wie sein Vorläufer La Sept beinahe zur Prime Time, Werke von Joel- le de la Casiniere, Michael Klier oder Irit Batsry - das läßt Videoschaffende umdenken.
Man könnte glauben, daß das über die Videokünstler Gesagte nicht für Videomacher im Dokumentarbereich zutrifft. Man könnte meinen, daß für sie die Dinge einfacher liegen und das Fernsehen ihr offensicht-li- cher und bereits gewonnener Partner zur Verbreitung ihrer Arbeiten sei. Jedoch auch für sie beginnen sich die Dinge erst sehr langsam in Bewegung zu setzen. Auf einigen französischen Sendern tauchen wieder Dokumentationen auf, sie sind aber sehr klassisch gehalten und eher eine Domäne des Films als des Videos. Wir erwarten mit Spannung echte schöpferische Dokumentationen, die sowohl durch ihren Inhalt als auch durch die Verwendung spezifischer Videotechniken innovativ wirken und neue Ausdrucksformen für Video formulieren. Es gibt hunderte wunderbarer Bänder von Jean Louis Le Tacon, Patrick Prado, Dominique Belloir, Pierre Lobstein, Patrick Zanoli, Christian Boustani, um nur einige Autoren zu nennen, die auch für das Fernsehen gemacht wurden. Und zwar, um es ein wenig (oder sogar stark!) anzurempeln. Auf der Seite der entweder staatlich (im Wesentlichen durch das Kultusministerium und seine regionalen Unterabteilungen), regional (Regionalräte und Generalräte) oder lokal sub-ven- tionierten Strukturen muß man die bemerkenswerte Arbeit erwähnen, die von vielen Zentren für Gegenwartskunst und von Vereinsgalerien ohne Druck durch kommerzielle Pro-bleme geleistet wird und oftmals Neues erschließt. Video wird von den Gestaltern dieser Orte nicht oder selten als isolierte Einheit gesehen, als interessanter Teilaspekt der Gegenwartskunst. In diesen Räumen wird Video nicht um seiner selbst willen gezeigt, sondern als das Werk eines Kün-st- lers, der möglicherweise Video benutzt hat. Selbst wenn noch nicht sämtliche Zentren für Gegenwartskunst und alle Vereinsgalerien Videokünstler vorgestellt haben, ist es doch sehr wahrscheinlich, daß sie es tun werden. Die Kunstschulen sind hervorragende Partner der "vidéo création". Eine Reihe unter Ihnen verfügt über eine Videoabteilung, an der etliche französische und ausländische Videokünstler unterrichten. Unter ihnen befinden sich Michèle Waquan (Dijon), Jean-Louis Le Tacon (Bourges), Alain Jomler (Poitiers), Richard Skrypzak (Dünkirchen), Stephan Barron (Tourcoing) und Joan Logue . Diese Kunstschulen sind Brutstätten junger Videokünstler, die im übrigen über solide Kentnisse der Videokunst, ihrer Geschichte und ihrer Autoren verfügen. Diesesondern Nachwuchs ist es, der mit Enthusiasmus und Talent die enge französische Videoszene anrempelt. Die wenigen nationalen Museen und Kunstzentren, die Videos zeigen, haben zu ihnen das gleiche Verhältnis wie die Zentren für Gegenwartskunst. Man interessiert sich nicht für die Besonderheiten des Me-dlums, sondern für die Künstler. Das Ist übrigens auch der Anspruch jener Einrichtungen. Da den Zentren für Gegenwarts-kunst die Suche und Erschlies-sung überlassen wird, handelt es sich bei den ausgestellten Künstlern meistens um interna-tional bereits anerkannte: Nam June Paik, Thierry Kuntzel, Gary Hill, Bill Viola, Joan Logue, Bruce Naumann. Von diesen Orten sollen erwähnt werden: Das Musée d'Art Moderne de la Villede Paris, das Centre Geoges Pompidou, das Musée National d'Art Moderne, die Galerie Jeu de Paume, das Musée d'Art Moderne et d'Art Contemporain de Nice, das Musée d'Art Moderne de Ville- neuve d'Ascq. Wir hätten noch weitere Orte anführen können, wo das heutige Video im Entstehen begriffen ist (wie es das von gestern war) oder sich zeigt - im besonderen die Universitäten, welche eine Videoabteilung haben (es war in der Universität, wo Jean- Paul Fargier und Anne-Marie Duguet hunderte und aberhun- derte von Studenten "indoktri- nierten" und in beharrliche und engagierte Zuschauer verwandelten) oder die Gymnasien mit Wahlfach Audiovision und Kino - allein, wir hätten riskiert, diesen kurzen Überblick in eine Liste vom Umfang eines Telefonbuchs zu verwandeln. Sie wissen jetzt, daß das "vidéo création" sich überall einschleust und einen wunderbaren Trumpf besitzt: Die Kraft der Verführung. Es infiltriert, verführt, richtet sich häuslich ein, mobilisiert, erweckt Ansprüche... Andere wichtige Organisationen (Adressen s.S.148)
Centre National des Arts Plastiaues ( C N A P ) Das Zentrum ist von Bedeutung für die Unterstützung von Videomachern aufgrund der ihm übertragenen Aufgabe, über seine "Mission Audiovisuelle" die Produktion von zeitgenös-si- schen Künstlern (Film oder Video) zu unterstützen. Die Herstellung von Dokumentationen ist wichtigster Aspekt, wird aber oftmals Videomachern übertragen, die gleichfalls die Möglichkeit haben, Hilfe für ihre eigene Arbeit, die als Bildende Kunst anerkannt wird, vom CNAP zu erhalten. Die "Mission Nouvelles Technologies" hängt mit Hilfe für diejenigen Werke zusammen, welche neuen Bildtechniken zu künstlerischen, plastischen, Zwecken verwenden. Sie führt auch Ausbildungen durch. Centre International de la Création Vidéo de Montbéiard Die erwähnte, seit zwei Jahren geöffnete Einrichtung hat als Aufgabe, den Videokünstlern der ganzen Welt bei der Produktion und Realisation ihrer Werke zu helfen (Aufenthalte in den Räumen des CICV). Sie hat auch den Anspruch als Forschungslabor für neue Fernsehprogramme zu dienen. Zu diesem Zweck werden Forscher der verschiedensten Nationalitäten und Fachrichtungen zur Zusammenarbeit nach Montbéliard eingeladen.Das Zentrum ist mit Post-Production Equipment ausgerüstet und kann Künstler über längere Zeiträume aufnehmen. Das CICV gibt jedes Trimester die Revue "Chimaera" heraus, eine Publikation über die Kernfragen des Video- und Fernsehschaffens heraus und verlegt Monographien zu Videokünstlern wie Gary Hill, Je- an-Paul Fargier, Gianni Toti, Alain Bourges, und Robert Cahen, diese im Jahr 1992. Institut National de l ’ Audiovisuel ( I N A ) Das INA ist gleichzeitig Bildungseinrichtung, Archiv und konserviert sowie restauriert Fernseh- und Radioproduktionen. Es ist auch im Produktionssektor aktiv, beschäftigt sich seit einigen Jahren jedoch ausschlies-slich mit der Förderung, Produktion und Ausbildung in Bezug auf synthetische Bilder. Das INA organisiertjährlich das Festival von Monte Carlo.
Centres de ressources Région aux In mehreren Regionen Frankreichs existieren zahlreiche Zentren für audiovisuelle Ausstattung. Sie werden von den lokalen Organen (Regionen, Départements, Städte) unterhalten. Meistens gestatten sie lokalen Vereinen mit geringerem finanziellen Aufwand Zugang zu Video-Produktionseinrichtungen, als es über den privaten Sektor möglich wäre. Das Centre Régional de ressources Audio Visuelles du Nord Pas de Calais (CRRAV-VECTEUR VIDEO) gehört zu den am besten mit Material ausgestatteten. Es verfügt auch über zwei Fonds zur Produktionsförderung. Einer ist für Langfilme bestimmt, die in der Region hergestellt werden oder mit ihr zu tun haben. Der zweite Fonds, der Fond Régional d'Aide à la Création, ist, für Frankreich beispiellos, als regionaler Fonds ausschließlich für das "vidéo création" bestimmt. Da das Geld sowohl von der Region als auch vom Staat kommt, ist die Hilfe nicht auf regionale Künstler beschränkt.
Künstlerverelnlgungen
Grand Canal Ist eine Vereinigung von Videokünstlern die sich die Autorenförderung und die Programmgestaltung für Festivals zur Aufgabe gemacht hat. Sie verfügt für Forschungsarbeiten zu Installationen über ein Atelier für Mitglieder und dient als Scharnier zwischen Institutionen und Autoren. Brouillard Précis Brouillard Precis verfügt über ein Atelier zur Herstellung bewegter drei-dimen- slonaler synthetischer Bilder, zur Herstellung von Modellen und zur Post-Produktion. Diese Künstlervereinigung hat sich zur Aufgabe gemacht, die Ent-wick- lung künstlerischen Schaffens in Verbindung mit den neuen Technologien zu fördern. Es besteht die Möglich-keit der Beherbergung von Künstlern. Die Vereinigung nimmt an Veranstaltungen teil und organisiert Begegnungen und Austausch.
FearIess Fearless Ist ein von Künstlern geleiteter Betrieb. Er bietet Videokünstlern Spitzenausrüstung zur Ton- und Bildbearbeitung zu Vorzugspreisen.
DIe Schulen Ein großer Teil der Kunstschulen Frankreichs verfügt über Aus-rü- tungen für Video und gra-fi- sche Informationsbearbeitung Eine der am besten ausgestatteten ist, besonders im Bereich grafische Informationsbearbeitung ist die
Ecole nationale Supérieure des Arts Décoratifs Das Atelier d'Image et d'informatique der ENSAD steht auch den Künstlern zur Verfügung, welche durch die Mission Nouvelles Technologies beim CNAP gefördert werden.
Le Fresnoy - Studio National des Art s Contemporains Diese Schule Im Aufbau wird Im Herbst 1993 eröffnet. Unter den zahlreiche Fächern wird Video (Produktion und Verbreitung) einen wichtigen Platz einnehmen. Die Schule wird kein permanentes Personal haben. Das Studienjahr wird von externen Künstlern und Realisatoren bestritten, die Ihre Praxiserfahrungen an die Studenten weitergeben werden, Die Schule wird ebenfalls nach außen offen sein für Beiträge ortsansässiger Unternehmen, Programme, Vorführungen und Ausstellungen für das allgemeine Publikum Zum Abschluß noch der Hinweis auf die Initiative Arts en Réseau (von Don Foresta und Christiane Carlut), der viele französische Kunstschulen angehören. Die Vereinigung war in der Lage, die Rechte an einer großen Zahl historischer Bänder aus Amerika und Frankreich zu kaufen, um sie Studenten und angeschlossenen Kunstschulen leichter zugänglich zu machen. Die Sammlung verfolgt das Projekt, historische Bänder aus anderen Ländern Europas zu erwerben.
deomakers in residence - programs, events and exhibitions open to the public, etc.).
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