VIDEOKUNST AUS DER VOLKSREPUBLIK CHINA

VIDEOKUNST AUS DER VOLKSREPUBLIK CHINA

Date: 
18.02.1998 18:00
Edition: 
1998
Format: 
Screening
Location: 
Podewil

Videokunst aus der Volksrepublik China scheint ein Paradoxon zu sein: In allen kommunistischen Staaten war und ist der Gebrauch von Video nahezu unmög­ lich - zum einen, da die Geräte immer noch teuer sind, zum anderen, da Aktio­ nen mit Video kritisch beäugt werden: Es kann auch als subversive Waffe im Rahmen von unzensierten Kommunika­ tionsprozessen gebraucht werden. Öffentliche Vorführungen sind in China von daher nicht möglich. Um so überraschender war es, bei einer Veranstaltung des Neuen Berliner Kunst­ vereins auf künstlerische Arbeiten aus der Volksrepublik China zu treffen. An­ läßlich der Ausstellung„Zeitgenössische Fotokunst aus der VR China" hatte deren Kurator Andreas Schmid Videos und den jungen Künstler Qiu Zhijie aus Peking eingeladen. Er und die Kunstkritikerin Wu MeiChun haben eine lose Gruppe von vorwiegend freischaffenden Videomachern um sich versammelt, die 1996 in Flangzhou in eigener Regie und auf eigene Kosten unter dem Titel„Phenomena and Image Video Art" eine Ausstellung von chinesi­ scher Videokunst (Bänder und Installa­ tionen) organisiert hat. Sie wurde begleitet von der Eierausgabe eines schlichten 28seitigen Kataloges in Form von Fotokopien, liebevoll gestaltet, Sprache: Chinesisch / Englisch. Der Katalog '97 - diesmal fand die Aus­ stellung schon in Peking statt - umfaßt 44 Seiten, ist ebenfalls in Chinesisch und Englisch und wie sein Vorgänger von den Künstlern selbst gestaltet und finan­ ziert, diesmal auf EHochglanzpapier.
Aus dem Vorwort: „The problem that we face now is not what Video art is, but how we can use Video? it's currently too early todefine Video art". Eine Ausbildung im Bereich Videokunst bietet keine der Akademien des Landes. Die Videokünstler kommen aus unter­ schiedlichen Städten: Neben Peking vorwiegend aus Kanton,Shanghai und Flangzhou. Begegnungen mit westlicher Videokunst kennen die Videoschaffenden kaum, dazu war und ist das Land noch zu ver­ riegelt. Entsprechend sind die Anfänge: naiv im besten Sinn, tastend, zum Teil in Richtung Underground gehend. Gerade der weitgehend fehlende westli­ che Einfluß schafft hierbei eine Originali- tat, in der Momente nationaler Identität nicht nivelliert werden. Die Arbeiten sind eigenartig,aber nicht hermetisch;der handwerkliche Standard reicht von ama­ teurhaft bis semi-professionell, doch im Vordergrund stehen jeweils der Inhalt oder der Versuch an der Form. Erste Videoversuche gibt es seit Ende der 80er Jahre, doch nur allmählich ent­ wickelte sich das Feld der Videokunst, möglich durch eine gewisse gesellschaftliche Liberalisierung und eine bes­ sere Verfügbarkeit des Mediums. Die Künstler besitzen in der Regel kein eige­ nes Equipment,sondern arbeiten haupt­ sächlich über Kontakte zum Fernsehen oder zu Produktionsfirmen. Qiu Zhijie wird die Arbeiten kommentie­ ren. Das Gespräch mit ihm führen Micky Kwella und Andreas Schmid, der die Entstehung dieses Programms vermittelt hat. Er bereist als Experte für zeitgenös­ sische chinesische Kunst das Land seit 15 Jahren. The Game; Touch; The Cursed Individualist; Landscape; Link; Face 1; Longshot; Connection; Ping Pong; Form Of Memory; Washroom; Object

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