Tools of Distorted Creativity
Tools of Distorted Creativity
„Für einen Mann mit einem Hammer sieht alles wie ein Nagel aus.“ Mark Twain
„Software ist Gedankenkontrolle – besorg dir welche.“ i/o/d
Anhand ausgewählter Arbeiten von 13 Künstlern stellt Tools of Distorted Creativity die Vorstellung von Kreativität in Frage, die bei der Entwicklung des Personal Computers von der ersten stationären Instanziierung in den 1980er Jahren bis hin zu neuen mobilen Geräten wesentlich war. Seit seiner Einführung verkörperte der Personal Computer den Traum vom kreativen Apparat, der es dem Nutzer erlaubt, sein kreatives Potenzial zu erweitern und zu erforschen, anstelle ihn zu versklaven. Der Personal Computer allein macht aber nur die halbe Geschichte gerätegestützter Kreativität aus. Der andere, genauso wichtige Teil erzählt von den Softwaretools, die dem Nutzer im Rahmen des Apparats zur Verfügung stehen. Jedes dieser mehrere hunderttausend Tools steht für Formen der Wahrnehmung oder bestimmte Denk- oder Handlungsweisen, die wiederum bestimme Arten von Kreativität aktivieren. Anstatt die Vorstellung von Kreativität zu generalisieren, muss sie als Summe diverser Praktiken anerkannt werden, und als Quelle für Tools, die noch erfunden werden müssen.
Tools of Distorted Creativity beschäftigt sich damit, wie Künstler den durch die Nutzerrevolution des Personal Computers eingeführten paradigmatischen Kreativitätsbegriff ad absurdum führen, indem sie ganz neue Tools entwerfen oder welche, die es schon gibt, verändern oder „falsch“ benutzen. Fernab des normativen Kreativitätscredos entdecken die Künstler in dieser Ausstellung den rebellischen Geist neu, der mit der vom Personal Computer und seinen Tools ermöglichten Kreativität assoziiert wird. Sie erforschen Kreativität als überraschenden und subversiven Akt, der sich bewusst den Prozessen der Kreativwirtschaft entzieht, die in kultureller Gleichschaltung, Konformismus und Standardisierung münden. Indem sie die vorgeschriebene und konventionelle Nutzung (und das Verständnis) der Tools verwerfen, reflektieren die Arbeiten diese Tools und die in ihnen angelegte kulturelle Ordnung auf investigative und spekulative Weise. Sie verwandeln Kreativität in eine kritische techno-kulturelle Sprache und ermutigen die Nutzer dazu, Tools undiszipliniert anzuwenden. Diese Sprache lehnt die Logik der Office-Sprache ab, lässt sich – so wie Jimi Hendrix beim Spielen seiner E-Gitarre – von experimenteller Sensibilität und Intelligenz leiten, und erfindet so die Vorstellung sowie die Anwendung von Tools für unfügsame Ausdrucksweisen und Ziele neu.
In einer Klassenzimmer-Umgebung inszeniert, mutet Tools of Distorted Creativity wie eine Toolbox in Form eines Lerndiagramms an, das es Besuchern ermöglicht, die Tools aus erster Hand zu erleben und neu zu verstehen. In der Sektion Extracurricular Material können sich Besucher hinsetzen und durch Videos, Texte und Bilder browsen, die das Thema der Ausstellung ergänzen. An den Tafeln direkt daneben halten Künstler und Gastreferenten zweimal täglich Vorträge für den „PowerPoint-less mind“.