Residency-Projekt: CRITICAL INFRASTRUCTURE

15.10.2013

Residency-Projekt: CRITICAL INFRASTRUCTURE

Photo by NOAA's National Ocean Service (CC BY 2.0) / Photo by NASA/Drew Noel
Photo by NOAA's National Ocean Service (CC BY 2.0) / Photo by NASA/Drew Noel

CRITICAL INFRASTRUCTURE ist eine künstlerische Forschungs- und Produktions-Residency, die sich mit den Ressourcen und Reserven von Materialien, Energien, Signalen und Daten hinter allem beschäftigt, was uns umgibt. Das Projekt besteht aus Workshops und Veranstaltungen bis hin zur Installation eines Kunstwerks auf dem Festival – eine Zusammenarbeit der Künstler-Technologen Jamie Allen und David Gauthier. CRITICAL INFRASTRUCTURE gräbt als „Medienarchäologie der Gegenwart“ untermauernde Medientechniken aus und...

CRITICAL INFRASTRUCTURE ist eine künstlerische Forschungs- und Produktions-Residency, die sich mit den Ressourcen und Reserven von Materialien, Energien, Signalen und Daten hinter allem beschäftigt, was uns umgibt. Das Projekt nimmt die Gestalt einer Reihe von Workshops und öffentlichen Veranstaltungen an, die zur Installation eines Kunstwerks auf der transmediale 2014 afterglow führen – eine Zusammenarbeit der Künstler und Technologen Jamie Allen und David Gauthier. CRITICAL INFRASTRUCTURE als „Medienarchäologie der Gegenwart“ gräbt untermauernde Medientechniken aus und versteht dabei das Post-Digitale nicht als horizontal und zeitlich, sondern als materiell, vielschichtig und vertikal – infra-digital und infra-technisch.

 

CRITICAL INFRASTRUCTURE sieht den Afterglow des Digitalen in dessen materiellen Müll und Abnutzung. Was bleibt infolge unserer medientechnischen Zwänge? Es sind die unbeachteten, angenommenen und als selbstverständlich wahrgenommenen Ressourcen und Reserven von Materie, Energien, Signalen und Daten, die die Möglichkeit einer Kunst- und Technologie-Praxis einrahmen. Das Projekt spricht den technologischen Afterglow nicht nur aus einer historischen und zeitlichen Perspektive an, sondern eher aus einer aufmerksamen, sensorischen und substrukturellen, die zu Enthüllungen tendiert – zur Enthüllung von Tiefgründen, Schichten und Komplexitäten von Technologien und ihren innewohnenden Infrastrukturen. Das, was zurückgelassen, verschlossen und unentdeckt vom Betrachter bleibt, steht besonders im Vordergrund und wird mit Vorsicht und Sorge behandelt. Das Projekt passt sich heimlich an das an, was mit dem Begriff einer „Medienarchäologie der Gegenwart“ bezeichnet werden könnte, das Post-Digitale als das Infra-Digitale oder Infra-Technische anzusprechen.

 

Infra | ˈɪnfʁa | präfix: lateinisch infra, ursprünglich erstarrter Ablativ von: inferus. darunter, unter, unterhalb

 

CRITICAL INFRASTRUCTURE ist vielleicht weniger das, was zeitlich später liegt, sondern mehr, was darunter liegt oder schon immer dahinter lag (zeitlich oder örtlich). Technologische Infrastrukturen, die als komplexe Materialsysteme viele Interaktionen und Ästhetiken des sensorischen Bereichs ermöglichen, wurden von ihren offensichtlichen und affektiven Konsequenzen gelöst und kurzweg (und mit Unrecht) als unwichtig und uninteressant abgetan und entpolitisiert: „Sie wären daran gar nicht interessiert.“

 

Deshalb hofft CRITICAL INFRASTRUCTURE auf Einblicke in diese unterirdische Landschaft, in eine Sprache, die die amerikanische Homeland Security benutzt, um sozial-technische Elemente mit einer Wichtigkeit zu beschreiben, sodass ihre Untauglichkeit oder Zerstörung einen lähmenden Effekt für die Verteidigung oder wirtschaftliche Sicherheit der Nationalstaaten hätte.

 

CRITICAL INFRASTRUCTURE bietet Potenzial für selbstkritische Infrastrukturen – sie kritisieren ihre eigenen Tendenzen, Rückzug, Verteilung, Überfluss und Zusicherungen zur Zuverlässigkeit, Perfektion und Genauigkeit. Besonders digitale Infrastrukturen sind – unter und hinter ihrem Schleier der entwickelten, blitzschnellen, fehlerfreien und immateriellen Strukturen – endlich genauso identifizierbar wie alle anderen Infrastrukturen vor ihnen: einfach nur ein weiteres großes Durcheinander von Sachen.

 

Das Projekt soll diese Instabilitäten in der Produktion einer CRITICAL INFRASTRUCTURE vor Ort für Publikum untersuchen und ausnutzen – auf der transmediale 2014 afterglow. Die Arbeit wird ein Schatten von bereits bestehenden Systemen sein, sie beruht auf existierenden Infrastrukturen, feiert Ausnutzung, Opportunismus und Zusammenfall, schafft neue Ebenen der physischen Ressourcen, Informationen und Daten und ist unzuverlässig, überkodiert und unregelmäßig. Die Enthüllung der Zerbrechlichkeit der Infrastrukturen schafft eines neues Verständnis und neue Ordnungen ihrer (Un-)Sichtbarkeit. Im Moment des Afterglow des Post-Digitalen baut CRITICAL INFRASTRUCTURE die Verheißungen des erschöpften und technischen Überflusses ab.

 

Workshop 0: LEAKAGE

Workshop 1: SURVEYANCE

Workshop 2: CONVEYANCE

 

> criticalinfrastructure.cc

 

CRITICAL INFRASTRUCTURE ist ein Residency-Projekt der transmediale, unterstützt von der Media Arts Section des Canada Council for the Arts.

 

Photo by NOAA's National Ocean Service (CC BY 2.0) / Photo by NASA/Drew Noel

share

Print Friendly, PDF & Email