Die Blue Screen Interviews: 1995/2017

Interview
02.03.2017

Die Blue Screen Interviews: 1995/2017

Simon Biggs lächelt als Antwort auf eine Frage vor der berühmten blauen Wand, 1995.

Eine Zeitreise zurück ins Jahr 1995, als die transmediale noch VideoFest hieß: Eine Reihe von Festivalteilnehmer_innen ist dazu eingeladen, eine Reihe von Fragen über die aufkommende Disziplin der „Multimedia-Kunst“ zu beantworten. Sie sitzen jeweils vor einer blauen Wand und eine unbekannte Person hinter der Kamera stellt die Fragen. Unter den Interviewten waren diverse Denker_innen wie Siegfried Zielinski, Geert Lovink oder Eva Pascoe.

 

Die hieraus hervorgegangenen Aufnahmen sind als Bluescreen-Interviews bekannt geworden. Die Bedeutung des blauen Wandschirms ist der Festivalüberlieferung verloren gegangen: Sollte er noch von einem innovativen Multimedia-Hintergrund ersetzt werden? War er eine obskure Bezugnahme auf das Video Blaufieber von Gerd Haag und Simone Sitte, das in jenem Jahr auf dem Festival gezeigt wurde? Die Interviews selbst sind jedoch einzigartige historische Dokumente und vorausschauende Erinnerungen an Entwicklungen innerhalb der transmediale sowie von Medienkunst und Medientheorie.

Als Teil der jüngeren Initiative, das Archivmaterial der transmediale zu digitalisieren, sind die Bluescreen-Videos jetzt online verfügbar gemacht worden. Anlässlich dieser Veröffentlichung haben wir einen damaligen Teilnehmer, den Künstler Simon Biggs, gebeten, erneut auf die ursprünglichen Fragen aus dem Jahr 1995 einzugehen. Seine Antworten werden hier gemeinsam mit seinen damaligen Antworten gezeigt. Manche Aspekte ästhetischer Praxis sind zeitlos, aber dieses nochmals mit gleichen Fragen geführte Interview zeigt eine bezeichnende Kluft zwischen damals und heute. Wie Biggs es formuliert: „Meine Antworten auf diese Fragen unterscheiden sich heute stark von jenen vor mehr als zwei Jahrzehnten. Dinge haben sich geändert und auch mein Verständnis von Dingen hat sich verändert.“ Und das ist keine Untertreibung.

Auf jede der ursprünglichen Fragen und Antworten folgt die Version von 2017. Manche Fragen wurden aktualisiert, um eine retrospektive (statt prediktive) Perspektive zu eröffnen.

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1995: Was denkst du über den Einfluss von Multimedia auf soziale Kommunikation?

Es ist zu früh, um einzuschätzen, ob das, was Du als Multimedia bezeichnest, das primäre Mittel der Kommunikation in unserer Kultur werden wird. Es scheint wahrscheinlich, dass es andere Mittel ersetzen wird. Einer der auffälligsten Aspekte an Multimedia ist deren mehrwertige Präsenz im Sinne von Autorschaft und Rezeption. Das würde nun nahelegen, dass es große Verschiebungen in der Gesellschaft selbst geben wird, falls Multimedia sowohl in Subkulturen als auch in der breiten Masse der Gesellschaft zum primären Mittel von gesellschaftlichem Diskurs und der Produktion sozialer Bedeutung wird.

Gesellschaft – als soziales Gefüge, das wir Gesellschaft oder Kultur nennen mögen – hängt mehr oder weniger von Kommunikationsstrukturen ab, die die Gesellschaft geschaffen hat. Ich werde mich nicht in eine Debatte darüber begeben, ob Kommunikation eine Gesellschaft oder eine Gesellschaft Kommunikationsformen erschafft – ich glaube, das ist eine Dialektik, eine komplexe Struktur, in der die beiden einander auch mit anderen Faktoren prägen. Bei der Auswirkung von Multimedia auf unsere Kultur geht es nicht nur um Multimedia, es geht um eine ganze Menge politischer Fragen, um postkoloniale Kultur, um das Ende des Kalten Krieges; all diese Themen sind ebenso relevant. Eine Frage nach der Auswirkung neuer Technologien auf Kultur stellt sich nicht in Isolation; sie muss gesellschaftlich, politisch und ökonomisch viel breiter betrachtet werden. In den letzten 50 Jahren, und besonders in den letzten zehn Jahren, ist viel Spannendes in der Welt passiert. Technologie ist ein Teil dieses Prozesses.

Die Vorstellung der Fragmentierung erscheint vielmehr als grundlegende, gesellschaftliche Dynamik: die Vorstellung, dass verschiedene Kulturen parallel existieren und miteinander in Verbindung treten können, dass es eine Möglichkeit pluralistischer Kommunikation und ein pluralistisches Konzept des Ursprungs von Bedeutung gibt – und damit auch des Ursprungs von Macht in unserer Kultur. Und natürlich steht Kommunikation im Zentrum hiervon.

 

2017: Was war deines Erachtens der Einfluss von Multimedia auf soziale Kommunikation?

Nach heutiger Einschätzung ist Multimedia Teil einer Entwicklung dessen, was wir heute als soziale Medien verstehen. Soziale Kommunikation ist mit dem Aufkommen des Internets derart technologisch vermittelt geworden, dass wir heute auf einen Großteil von Kommunikation als Social Media oder soziale Medien Bezug nehmen. Der Begriff der sozialen Medien wird allumfassend; er umfasst solche zuvor getrennten medialen Formen wie die visuelle Kommunikation, Journalismus und Reportage, Ausdruckskünste und Bildung. Zudem entwickeln sich neue Medienformen. Sie spiegeln wider, was Medien immer gewesen sind – sozial und kommunikativ. Die Frage ist, ob wir durch diesen Prozess das Bewusstsein darüber verlieren, wie Medien soziale Gefüge erschaffen und kontrollieren. Wir müssen achtsam für diese Dynamiken bleiben, damit wir uns über die Entstehung von Dingen und ihre Auswirkungen auf Gesellschaft bewusst bleiben.

1995: Es wird gesagt, dass unser Denken und unsere Wahrnehmung linear sind. Multimedia ist nicht linear. Denkst Du, dass sich in Reaktion auf Multimedia unser Denken und unsere Wahrnehmung über die Zeit verändern wird?

Kann ich mir diese Frage zu eigen machen? Ich glaube nicht, dass Denken linear ist. Das ganze Konzept der Linearität existiert nicht. Für mich hat Denken überhaupt nichts mit Zeit zu tun. Und ich denke, auch Identität hat nur sehr wenig mit Zeit zu tun. Sie hat viel mit Erinnerung zu tun. Erinnerung ist ein willkürlicher Zugang; Erinnerung ist assoziativ, sie ist poetisch. Und die Bildung des Selbst hängt daran, ebenso die Bildung von Bedeutung. Für mich – und das ist eine sehr persönliche Aussage als Künstler – ist dies einer der Gründe dafür, dass interaktive Medien so anziehend sind: Sie gewähren das Potential für poetisches Assoziieren, was mehr dem ähnelt, wie das Gehirn funktioniert. Ich würde argumentieren, dass Formen wie Film, Theater und besonders Fernsehen und Videokunst keine natürlichen, menschlichen Mittel des Denkens sind. Das Neue ist ein bisschen natürlicher, weil du herum springen kannst, als Leser_in die Kontrolle hast und nicht in die Konzeption von Zeit einer anderen Person hinein gezwungen wirst.

Etwas Schönes an den wirklich neuen Technologien ist, dass sie uns in den natürlichsten Zustand menschlichen Denkens zurückversetzen, der nichts mit den Konventionen zu tun hat, denen wir in den letzten Hundert Jahren oder noch länger unterworfen waren. Ein weniger linearer, willkürlicherer Zugang, mehr Assoziatives – ich denke, diese neuen Technologien ermöglichen das, nicht nur in den Eigenschaften des Werkes, sondern auch in dessen Gestaltung und Interpretation. Ein bisschen habe ich das Gefühl, wir kehren zu einem Konzept von einer sehr engen Beziehung zwischen dem Kunstwerk, dem Prozess der Kunstproduktion und dem Prozess des Lesens zurück, alle als wesentlich gesellschaftliche Angelegenheiten. So ähnlich, wie das mal für das Geschichtenerzählen oder Musikmachen am Feuer galt.

Das ist ein Potenzial, das ich erkenne, aber ob sich das verwirklicht, ist eine andere Frage. Ich bin sicher, dass individuelle Künstler_innen, Veranstaltungen und Institutionen diese Art von Arbeiten fördern werden. Die wirkliche Frage ist, ob die Medienmogule es gestatten, dass sich das in den Mainstream hinein entwickelt, und das ist natürlich sehr unklar. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass sie das tun werden.

2017: Haben sich unser Denken und unsere Wahrnehmung in Reaktion auf Multimedia über die Zeit verändert?

Denken wir noch über Multimedia nach? In den 1990ern befanden wir uns in einer Zeit des technologischen Zusammenlaufens – es war eine interessante Neuigkeit, verschiedene Medien zusammen zu kodieren. Was einst Multimedia war, ist heute etwas anderes und nicht länger neuartig, wird so allgegenwärtig, dass es nun eine unsichtbare Infrastruktur ist. Wir leben außerhalb der Black Box unseres soziotechnologischen Apparats. Ich meine damit, dass die meisten Leute sich nicht darüber bewusst sind, wie die Technologien, die die meisten Aspekte ihres Lebens durchdringen, miteinander arbeiten oder interagieren (das könnte als postmediale Situation beschrieben werden). Zum Zeitpunkt der ursprünglichen Interviews der transmediale, Mitte der 1990er Jahre, erschien mir Michel Foucaults Analyse unserer Gesellschaft überzeugend, in der er ein panoptisches Dispositiv der Gestaltung und Kontrolle sah. Ich denke, dass seine Arbeit überzeugend bleibt und dass seine Überlegungen für ein Verständnis der gegenwärtigen Gesellschaft sogar noch wichtiger sind.

1995: Hast du Kriterien, wodurch ein multimediales Produkt zu Kunst wird?

Nein. Für mich ist die wichtigste Frage nicht, ob etwas Kunst ist oder nicht, sondern ob es interessant und kreativ ist und ob es aus einer positiven Motivation hervorgeht. Die Motivation mag auf den ersten Blick negativ erscheinen, etwa im Falle von grenzüberschreitender Kunst oder im Falle von Pornographie oder SM oder Gewalt. Auf den ersten Blick können diese Dinge negativ erscheinen, doch in den richtigen Händen und auf die richtige Weise umgesetzt können sie durchaus positiv sein.

Ich denke nicht, dass die Unterscheidung zwischen Kunst und Nicht-Kunst die eigentliche Frage ist. Vielmehr geht es darum, ob etwas gut, wirksam, kreativ, inspirierend ist. Für mich lautet das wichtigste Wort „transzendental“, in dem Sinne, dass Autor_in und Leser_in über sich selbst hinaus getragen werden, jenseits des ihnen Bekannten.

2017: Hast du Kriterien, wodurch ein multimediales Produkt zu Kunst wird?

Nein. Meine Antwort auf diese Frage hat sich nicht verändert. Dinge werden nicht aufgrund ihrer eigenen Eigenschaften zu Kunst. Dinge werden aufgrund dessen zu Kunst, wie sie im Verhältnis zu anderen Dingen stehen, einschließlich zu Menschen. Ob ein Multimedia-Produkt als Kunst betrachtet wird (oder nicht), hängt unter anderem von der Intentionalität ab (der Absicht der herstellenden Person, Kunst zu produzieren) – und von der Auffassung (die Konsument_innen, die etwas als Kunst wertschätzen). Hingegen ist ein Multimediaprodukt im Rahmen der institutionellen Definition von Kunst nur dann Kunst, wenn es in den institutionell definierten Kunstkanon aufgenommen wird. Dieser letzteren Definition widme ich nicht viel Zeit, da sie korrumpierbar und korrumpierend ist.

1995: Denkst Du, dass sich durch Multimedia die Definition von Kunst verändern wird?

Ich denke, es gibt wahrlich ein Problem in der Beziehung zwischen Kunst und Multimedia. Ich vermute, ich produziere Multimedia, aber ich verstehe mich als Künstler. Doch ich kann mir auch vorstellen, dass viele Leute, die in diesem Feld arbeiten, lieber nicht als Künstler_innen gesehen werden möchten. Sie haben den Eindruck, dass sie durch ein Verständnis als Künstler_in ins Museum verbannt werden, ins Leben der Toten. Und ich kann das nachempfinden. Ich glaube es ist nicht wichtig, ob Multimedia Auswirkungen auf die Kunst hat oder nicht. Viel wichtiger ist, welche Wirkungen sie auf Gesellschaft hat. Und ich glaube, so denkt auch ein_e Künstler_in. Zumindest gute Künstler_innen würden nicht darüber nachdenken, ob ihre Arbeit Kunst ist oder nicht, sondern ob sie eine Wirkung auf Menschen und ihre kulturellen Umgebungen hat.

2017: Denkst Du, dass sich durch Multimedia die Definition von Kunst verändert hat?

Die Antwort auf diese Frage hängt davon ab, ob Kunst relational oder institutionell definiert wird. Wenn sie relational definiert wird, dann hat sich Kunst durch Multimedia verändert – neben vielen weiteren Faktoren. Relational definierte Kunst ist immer im Fluss, wie die Beziehungen, die sie definieren. Wenn Du Kunst institutionell definierst, dann lautet die Antwort: Nein, Kunst kann sich nicht verändern.

1995: Was hältst du für die beste Art, Multimedia in einem öffentlichen Raum zu zeigen?

Ich denke, dass die Präsentation und Kontextualisierung von interaktiver Multimedia in einer öffentlichen Umgebung beinahe unmöglich ist. Zumindest in der Form der Schreibtischarbeit – die Zeiger-und-Klick-Umgebung, der Computer auf einem Schreibtisch mit einer Maus. Das ist intim und sollte als intim präsentiert werden. Ich denke, es ist für Festivals, Museen und Galerien möglich, diese Arbeit zu präsentieren, aber sie müssen anerkennen, dass die Betrachter_innen nur eine begrenzte Dimension der Erfahrung erhalten. Worauf sie wirklich ihre Aufmerksamkeit richten sollten, ist nicht die Schreibtischarbeit, sondern die Umgebung: Arbeiten, bei denen acht oder zwanzig Personen oder eine beliebige Anzahl von Leuten miteinander und mit dem Werk interagieren können.

2017: Was hältst du für die beste Art, Multimedia in einem öffentlichen Raum zu zeigen?

Technologische Fortschritte in der Videoprojektion und anderen immersiven Medien haben dazu geführt, dass einst intime Medien, die vor allem per Desktop-Computer erfahren wurden, jetzt in großräumigen, gemeinsamen Umgebungen von miteinander interagierenden Zuschauer_innen oder Leser_innen erfahren werden können. Fortschritte in der Mobiltechnologie haben dazu geführt, dass intime Auseinandersetzungen mit medienbasierten Arbeiten aufrecht erhalten werden können, ohne an einen Schreibtischarbeitsplatz gebunden zu sein. Wir können medienbasierte Arbeiten beinahe überall und/oder zu jeder Zeit erfahren. Fortschritte in Netzwerktechnologien ermöglichen, dass solche intimen Erfahrungen zu geteilten Erfahrungen werden. All diese drei Ansätze können verschiedentlich kombiniert und so eine Vielfalt medialer Erfahrungen geschaffen werden, die zugleich intim und geteilt, öffentlich und privat sein können. Hierfür gibt es keine beste Variante. Ich entwickle weiterhin meine eigenen kreativen Strategien und experimentiere mit einer Reihe unterschiedlicher Herangehensweisen. In meiner eigenen Praxis bleibt die (physische und poetische) Interaktivität dafür entscheidend, wie Menschen ein Werk erfahren. Der hierbei wahrscheinlich wichtigste Aspekt ist das Verständnis, dass Menschen ihre eigenen Lesarten einer Arbeit aufbauen und dass eine variable und interaktive (offene) Arbeit ihre Wertschätzung dieses Prozesses verstärken kann. Solche Werke zu schaffen, ist unter Verwendung neuer Medien (besonders computerbasierter Medien) einfacher, aber das kann auch mit alten Medien erreicht werden. Wie ich im ursprünglichen transmediale-Interview in Betracht zog, haben Bücher einige dieser Eigenschaften.

Für Kunst ist es sehr wichtig, dass es eine Beziehung zwischen Betrachter_in und Kunstwerk gibt. Bei der Anwendung von Multimedia sind wir aber nicht nur Betrachter_innen, sondern auch Nutzer_innen. Führt dies zu so etwas wie dem Ende von Kunst?

Für mich ist die primäre Sache nicht die Beziehung zwischen Betrachter_in und Kunstwerk, sondern die Beziehung zwischen Betrachter_in und Autor_in. Das Kunstwerk ist nur das Medium. Eine der Schönheiten von interaktiven Systemen ist, dass sie diese Beziehung explizit machen: Die Betrachter_innen werden über-achtsam für ihre Beziehung zu sich selbst und für ihre Beziehung zur Umgebung, zum Werk. Sie werden so aufmerksam, dass sie vielleicht anfangen, sich selbst als Subjekt des Werkes zu betrachten, so dass ihr Blick sich ihnen selbst zuwendet. Ich denke, als Autor_in mache ich das, weil ich selbst auch Betrachter_in bin. Und als Autor_in suchst du nach Möglichkeiten, die Trennungen zwischen dir und denen aufzulösen, Künstler_in/Betrachter_in, Autor_in/Leser_in, schwarz/weiß, wir und sie. Du suchst nach Möglichkeiten, diese Grenzziehungen aufzulösen, nach neuen Möglichkeiten des Seins. Das meinte ich vorhin, als ich über Transzendenz sprach.

2017: In der Interaktion mit Multimedia sind wir nicht nur Betrachter_innen, sondern auch Nutzer_innen. Wie hat die Entwicklung von Betrachter_innen zu Nutzer_innen Deines Erachtens das Schaffen von Kunst verändert?

Ich finde den Begriff „user [Nutzer_in]“, der vor allem aus dem Gaming abgeleitet ist, unnütz, da er die Handlungsfähigkeit der Person verringert, die sich mit einem Werk auseinandersetzt. Ich finde auch den Begriff „viewer [Betrachter_in]“ unnütz, da er nicht die aktive Handlungsfähigkeit aufruft, die in der Begegnung mit medienbasierten Werken möglich ist. Ich mag den Begriff „reader [Leser_in]“, da dies eine aktivere Rolle der Leser_in in der Konstruktion von Bedeutung nahelegt – doch könnte der Begriff als auf sprachbasierte Arbeiten beschränkt verstanden werden. Ich verwende für die Beschreibung des Subjekts in dieser Art von Begegnung bevorzugt den Begriff „interactor [Interakteur_in]“. Dieser Begriff kann im Rahmen der Akteur-Netzwerk-Theorie verstanden werden, in der Handlungsfähigkeit als Wirkmacht verstanden wird, die auf zahlreiche Wirkende [agents] im Mediensystem verteilt ist, einschließlich der Interakteur_in. So wird das ganze Werk als eine Art System oder Instrumentarium verstanden, mit der Interakteur_in als einem aktiven Element darin. In meiner Sichtweise sind die Entitäten (oder Wirkenden [agents]), aus denen sich ein solches System zusammensetzt, nicht stabil, sondern wie das ganze System beweglich und dynamisch in ihrer Ontologie. Meine Arbeit soll an diese instabile, veränderliche und relationale Bedingtheit von Kontext und Selbst erinnern.

1995: Ich nenne dir zwei einfache Worte und bitte dich um ein kurzes Statement. Die Worte lauten: Zukunft und Multimedia.

Du kannst die Zukunft nicht schreiben.

2017: Ich nenne dir zwei einfache Worte und bitte dich um ein kurzes Statement. Die Worte lauten: Zukunft und Multimedia.

Die Zukunft wird nicht geschrieben sein.

 

Übersetzung aus dem Englischen von Jen Theodor.

 

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