Vilém Flusser Residency for Artistic Research 2016: Morehshin Allahyari & Daniel Rourke

10.11.2017

Vilém Flusser Residency for Artistic Research 2016: Morehshin Allahyari & Daniel Rourke

Morehshin Allahyari and Daniel Rourke, The 3D Additivist Manifesto
Morehshin Allahyari and Daniel Rourke, The 3D Additivist Manifesto, additivism.org, 2015

Morehshin Allahyaris and Daniel Rourkes Projekt #Additivism leitet einen kritischen Ansatz zum 3D-Druck ein – einer Technologie, der allzu oft der Hypefaktor der maker culture anhaftet.

transmediale gibt erfreut bekannt, dass die Jury des Vilém Flusser Residency Program for Artistic Research – bestehend aus Kristoffer Gansing, Inke Arns und Daniel Irrgang – für das Jahr 2015 das Projekt #Additivism von Morehshin Allahyari’s und Daniel Rourke ausgewählt hat.

#Additivism leitet einen kritischen Ansatz zum 3D-Druck ein – einer Technologie, der allzu oft der Hypefaktor der maker culture anhaftet. Additivismus bietet eine zeitgemäße Antwort auf das (Post-)Anthropozän, in dem die originäre Handlungsmacht menschlichen Schaffens infrage gestellt wird, sowohl durch maschinelle Automatisierung als auch durch Umweltkrisen. Als bastardierte Methodologie, angesiedelt zwischen Akzelerationismus und Subversion, bringt es Kunst, Design und Ingenieurwissenschaft in einer radikalen Mischung zusammen, deren Zweck nichts Geringeres als eine Neuformulierung unserer Welt ist. Dieser Ansatz, der die Konkretisierung der algorithmischen Abstraktion im 3D-Druck ermöglicht, bildet einen starken Nachhall auf Vilém Flussers Ansichten zum technischen Bild.

Für Flusser ist die Kapazität des technischen Bilds – einem zentralen ontologischen Konzept innerhalb seiner Medientheorie – diese „Konkretisierung der algorithmischen Abstraktion“. Anders als traditionelle Bilder repräsentieren technische Bilder nicht die Welt. Aufgrund von Prozessen der Analyse, Kalkulation und Computerberechnung sind technische Bilder Projektionen von abstrakten Konzepten. Flusser glaubte, eines Tage werde es auf kognitiver Ebene zwischen konkreten Objekten und sogenannten Simulationen keinen Unterschied mehr geben: „Wenn ich ein Hologramm genauso gut definieren kann wie mein Nervensystem diesen Tisch, dann gibt es keinen wirklichen technischen Grund mehr zu behaupten, dieser Tisch sei das Original und das Hologramm eine Simulation, oder umgekehrt. Das wäre Metaphysik. Wenn ich das Hologramm besser definieren kann als das Nervensystem, dann wird dieser Tisch plötzlich zu einer Simulation des Hologramms. Dies ist meine Argumentation gegen Baudrillard.“ Zugleich glaubte Flusser, solche neuen Technologien, welche die Kreation neuer Welten ermöglichten, sollten eingesetzt werden, um die Befreiung voranzutreiben: um aus kapitalistisch vorgeprägten Strukturen des Programms auszubrechen und mit neuen Möglichkeiten zu experimentieren, um nicht zum „Funktionär“ des Programms zu werden sondern zum „Spieler“ gegen seine Bestimmungen.

Das Vilém Flusser Residency Program for Artistic Research 2016 ermöglicht es den Künstlern, ihr Projekt #Additivism durch eine Serie von Workshops weiterzuentwickeln und ihr ehrgeiziges 3D Additivist Cookbook fertigzustellen, welches verwandte Projekte zusammenführt und die weitere Verbreitung der #Additivist Methodologie vereinfacht.

Das Residency Program ist eine Kooperation zwischen dem Vilém Flusser Archive an der Berliner Universität der Künste (UdK) und der transmediale.

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