Malraux's Screening
Malraux's Screening
Künstler nehmen Platz in der Kunstgeschichte: In der feministischen Arbeit Art Herstory kopiert sich Hermine Freed mittels Blue-Box-Studiotechnik in berühmte Gemälde. Sie konterkariert nicht nur die traditionelle Rolle der Frau in der Kunstgeschichte als Muse und Modell, sondern erklärt darüber hinaus dem Betrachter in Brechtscher Verfremdung die Herstellung ihres Werks, während sie als Jugendstilschönheit Feuer für ihre Zigarette verlangt. Die quietschbunten Farben, die schlechte Auflösung der frühen Farbvideotechnik und die Alterung des Bandes verweisen wiederum auf die Grenzen der elektronischen Reproduzierbarkeit. In Malraux's Shoes spielt der Künstler Dennis Adams den französischen Schriftsteller, Theoretiker und Kultusminister André Malraux. Er bezieht sich dabei auf die berühmte Aufnahme, die Malraux mit über hundert Schwarzweiß-Fotografien von Kunstwerken aus der ganzen Welt zeigt, sein imaginäres Museum. Adams Re-Inszenierung pendelt zwischen Malraux' Gestus kolonialistischer Überheblichkeit und seiner unbedingten Liebe zur Kunst, erweitert sich dann aber, ganz im Geiste des imaginären Museums, zu einer Reflexion zeitgenössischer Kunst und Kultur. Die Hybris, die in der universalen Reproduzier- und Verfügbarkeit aller Kunst liegt, löst sich hier, im Zeitalter des Internets, im inneren und obsessiven Monolog eines tragischen Helden auf.
Art Herstory, Hermine Freed, us 1974, 21 min
Malraux's Shoes, Dennis Adams, us 2012, 42 min