Re-enactment Videospiegel
Re-enactment Videospiegel
31. Januar
Drei Screenings als Loop:
Videospiegel – das erste Programm des VideoFilmFest '88
Die Verbindung von Videofestival, Werk und Künstlern ist recht lose. Erfolgreiche Videos laufen auf vielen Festivals, oft sind die Kreativen nicht mal bei ihrer Aufführung anwesend. Und dennoch hat jede dieser Aufführungen – zumindest wenn es sich um Videos mit kurzen Laufzeiten handelt – etwas einmaliges. Die Werke werden zu einem Programm zusammengestellt, welches normalerweise außerhalb des Festivals nie wieder zur Aufführung kommt. Daher haben wir uns entschlossen, zum 25jährigen Jubiläum der transmediale das Eröffnungsprogramm des ersten VideoFests in einem Loop wiederaufzuführen, nicht nur weil sich hier eine Spannbreite außergewöhnlicher und inzwischen auch selten zu sehender Videos versammelt, sondern weil sich in dieser Eröffnung tatsächlich die Programmatik des VideoFests manifestierte. Die erste Arbeit des Programms, Flirting TV thematisiert einerseits den Fernsehzuschauer, steht aber darüber hinaus auch für den Anspruch der Videokunst, die Massenmedien zu durchdringen, das Video wurde mit dem ZDF produziert. Die „ewige“ Couchpotato präsentiert Kelvin als Groteske, indem er sie in die Steinzeit zurückversetzt. Funker zum Sirius ist ein skulpturaler wie minimaler und ironischer Science-Fiction. Die berühmte Odyssee 2001 zitiert Believe It or Not. Eine riesige Miss Piggy schwebt durch New York, mit dem damals auch für Künstler realisierbar gewordenen BlueBox-Verfahren, einem der wichtigsten formalen Charakteristika der Videokunst der späten 1980er. Auch Land of the Giants ist ein Science-Fiction, in dem das collagierte Fernsehprogramm bereits durch Computer kontrolliert wird. Variationen zu einem patriotischen Thema persifliert ein Phänomen, das es schon lange nicht mehr gibt: den Sendeschluss. In den 1980ern wurde dieser durch das Abspielen der Nationalhymne eingeleitet, als würden die Sender dem Niedergang des Staatsfernsehens auch eine angemessene Staatstrauer verordnen wollen. Zwei zentrale Motive der Videokunst der 1980er Jahre vereint Dialog: Das weiße Rauschen, die Nullinformation des analogen Fernsehens und den Talking Head, der den Menschen (fast) ununterbrochen die Welt erklärte. L'image, die damals wahrscheinlich erfolgreichste Arbeit des Programms, nutzt die Freiheit des vergleichsweise preiswerten Mediums Video, um einen medientheoretischen Science-Fiction zu drehen. Wie ein Kontrapunkt des ganzen Programms und auch der meinungsfreudigen Videokunst der Zeit ist Gegen Gefühls Debilität. Zwar erscheinen auch hier zitierte Fernsehbilder, jedoch bleibt ihr Kontext in der schönen Montage so rätselhaft wie die ganze Arbeit. – Marcel Schwierin