Talking to the Exterior World
Talking to the Exterior World
Nichts scheint schwieriger zu sein als die mediale Vermittlung von Wirklichkeit. Jede Kommunikation basiert auf einem bestimmten Weltbild, einer Bündelung und Kontextualisierung von Wissen, und darüber hinaus gehorchen die sie übertragenden Technologien auch noch ihren eigenen Gesetzen. At the Shrink's (A Fake Hologram) verwendet eine extrem einfache, früher in Museen angewendete Form der Dreidimensionalität: Die Künstlerin projiziert ihr Selbstbild auf eine Skulptur, analog zur Theorie der Projektion aus der Psychologie. Die vielleicht prägendste und problematischste Form der Wissensvermittlung thematisiert 7 Questions About Bicycles. Die Fragen eines Jungen an seine Eltern evozieren Erklärungen, die genauso logisch klingen, wie sie falsch sind. Unbehagen an der äußeren Wirklichkeit und ihrer trügerischen Sicherheit manifestiert sich in Remote. Die für Science-Fiction zentrale Frage der Kommunikation der Maschinen erscheint in Call to a Dark Image als Dialog eines Computers mit „dunkler Materie“. Wake verwebt die ganz eigene Symbolsprache indischer Mythologie mit Bildern einer Zeitreise in die Zukunft des Menschen. Extrem persönliche Manifestationen aus YouTube sammelt Insideout: Beziehungsdramen, Selbstmordphantasien, nichts scheint zu privat zu sein, als dass es nicht weltweit verbreitet werden könnte. Wie ein Kontrapunkt des Programms dagegen mutet Lagos Island an. Die zerbrechliche Existenz von am Strand lebenden Flüchtlingen wird mit einer um ihre eigene Achse rotierenden Kamera aufgenommen – eine Verbindung aus Direct Cinema und Strukturellem Film, die eine ganz andere Wahrnehmung von Wirklichkeit schafft.
At the Shrink's (A Fake Hologram), Laurie Anderson, nl 1977, 4 min
7 Questions About Bicycles, Gary Kibbins, ca 2009, 14 min
Remote, Jesse McLean, us 2011, 11 min
Call to a Dark Image, Andy Weir, uk 2012, 4 min
Wake, Mochu, in 2008, 14 min
Insideout, Tonje Alice Madsen, dk 2010, 25 min
Lagos Island, Karimah Ashadu, ng 2012, 5 min